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德国的文盲也不少啊,,,,汗
Internationaler Analphabetentag:
Vier Millionen Deutsche betroffen
Von Sandra Degenhardt, dpa
Leipzig (dpa) - Märchenbücher wie «Schneewittchen und die sieben Zwerge» waren für Hans Schulze böhmische Dörfer, einen Brief hat der 43-Jährige in seinem ganzen Leben noch nicht geschrieben: Der Leipziger ist Analphabet, und damit nicht allein. Etwa vier Millionen Deutsche können nach Hochrechnungen der Weltbildungsorganisation UNESCO nicht oder nur mangelhaft lesen und schreiben.
«Es ist leider wahr, aber Analphabetismus ist in Deutschland ein ernst zu nehmendes Problem», sagt Peter Hubertus, Geschäftsführer des Bundesverbandes Alphabetisierung e.V. in Münster, vor dem internationalen Alphabetisierungstag «Literacy Day» (8. September). Die UNESCO schätzt die Zahl der erwachsenen Analphabeten allein für die alten Bundesländer auf drei Millionen - etwa fünf Prozent der Gesamtbevölkerung. «Manche können gerade so ihren Namen schreiben, andere können gar nichts», sagt Hubertus.
Die Betroffenen seien von vielen Formen der Kommunikation ausgeschlossen, hätten wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt und rückten oft ins soziale Abseits, erklärt Silke Friedemann von der Volkshochschule (VHS) in Leipzig. «Wenn man nicht mal den Einkaufszettel oder ein Straßenschild lesen kann, ist das nur allzu verständlich», sagt Friedemann, die Kurse für Erwachsene gibt. Die Ursachen für den Analphabetismus seien vielschichtig.
«Viele kommen aus milieugeschädigten Familien, wo sie keine Unterstützung oder Zuwendung erfahren.» Außerdem würden die Probleme von Eltern und Lehrern oft nicht erkannt oder unterschätzt. Auch Hans Schulze, der im Kinderheim aufwuchs, erfuhr in der Schule keine Unterstützung. «Niemand hat sich um mich gekümmert», erinnert er sich. Durch erlebte Hänseleien von Schulkameraden, Verwandten und Arbeitskollegen fühlte er sich minderwertig und verletzt. Auch heute treten ihm immer noch viele mit Ablehnung entgegen. «Manchmal wird man richtig diskriminiert und als blöd abgestempelt.»
Auch Beziehungen gingen deshalb zu Bruch. Um ihre Schwäche zu verbergen, entwickeln Analphabeten ausgeklügelte Strategien. «Entweder sie gehen bestimmten Situationen gleich aus dem Weg oder legen sich Notlügen zurecht», weiß Hubertus aus Erzählungen Betroffener.
Auch Schulze hat jahrelang gelogen, um sein Problem zu verheimlichen. «Entweder hatte ich meine Brille vergessen oder ich habe gesagt, dass ich die Schrift nicht lesen kann.» In Leipzig helfen elf Kursleiter den Betroffenen. «In Kleingruppen versuchen wir, sie vorsichtig ans Schreiben und Lesen heranzuführen, mit gutem Erfolg», berichtet Friedemann. Zwar koste der erste Schritt die Analphabeten viel Überwindung, aber dann seien sie meist mit viel Eifer dabei.
Im Kampf gegen Analphabetismus fordert Hubertus nicht nur stärkere Leseförderung bei Kindern, sondern auch Lehrerförderung und -weiterbildung. Die Pädagogen würden die Probleme der Schüler oft zu spät erkennen und könnten nicht richtig damit umgehen. «Aber auch Prävention bei betroffenen Eltern ist notwendig, denn sonst wird Analphabetismus sozial vererbt.» Hans Schulze hat sich dem Problem gestellt, lernt seit mehreren Jahren Lesen und Schreiben: «Ich fühle mich jetzt viel selbstbewusster.» Später einmal will er seinen drei Enkelkindern Märchen und Geschichten vorlesen. «Das ist mein großes Ziel.» |
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