zt:Experten warnen vor dem großen Crash

wie sieht die Börse 2007 aus? Wer kann das analysieren?

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,460937,00.htmlExperten warnen vor dem großen CrashVon Arvid Kaiser
Nach vier Wachstumsjahren erwartet dieFinanzmärkte nun das fünfte - so lautet die gängige Prognose. Extremunwahrscheinlich, halten Skeptiker dagegen. Vielmehr stünden die Börsenunmittelbar vor einer neuen Baisse. Die Unruhe wächst.
     Hamburg - Die Zwerge haben zu tief und zu gierig geschürft. Solautet in J.R.R. Tolkiens Fantasy-Epos "Herr der Ringe" die düstereErklärung, warum das einstmals goldene Minenreich Moria von Tod undVerderben überzogen wurde und nun schreckliche Fabelwesen, die Balrogs,beherbergt. Ähnlich mystisch und abwegig mögen Beobachtern derBörsenhausse im Januar 2007 moderne Kassandrarufe erscheinen, die Partysei bald vorbei. Doch diese Rufe werden lauter - und die Begründungenwerden besser.

REUTERS

Börse in Frankfurt am Main: Finanzvermögen wächst schneller als die Produktivität.

               
Vier Jahre in Folge sind die Aktienmärkte inzwischen gewachsen, allein der Dax legte im vergangenen Jahr um 22 Prozent zu. Die meisten Analysten sagenfür 2007 ein weiteres Plus voraus - auch wenn es wahrscheinlich nichtso deutlich ausfällt wie im Vorjahr. Aber 7000 Punkte, ein neues rundesZiel, sollten drin sein. Der Aufschwung der deutschen Wirtschaftbeginnt gerade erst - und da soll es schon wieder vorbei sein?Die Antwort lautet ja, wenn man Hans Albrecht glaubt. Der Gründerdes Private-Equity-Hauses Nordwind Capital schenkte seinenGeschäftsfreunden zu Weihnachten "The Great Crash: 1929" von JohnKenneth Galbraith. Das Buch des unorthodoxen Ökonomen über die Ursachender Weltwirtschaftskrise sei eine gute Vorbereitung auf das neue Jahr,fand Albrecht. "Wie 1999, bin ich überzeugt, dass sich die Finanzmärktederzeit in einem Zustand großer irrationaler Übertreibung befinden - umes milde auszudrücken."
Selbst den Vergleich mit 1929 hält Albrecht für passend. "Diebemerkenswerteste Parallele ist die Liquiditätsblase", sagt derehemalige Hedgefondsmanager. Das Finanzvermögen in den G8-Ländernwachse um ein Vielfaches schneller als die Produktivität, davon lassesich nur ein Bruchteil mit der Inflation erklären. "Also ist es eineBlase", folgert Albrecht. Seine Hauptsorge sei, dass ein Ansturm aufHedgefonds zu einer großen Krise der internationalen Finanzmärkteführt.
Selbst Optimisten beginnen zu zweifeln
Bisher seien schon mehr als 1,3 Billionen Dollar in Hedgefondsinvestiert, die wiederum stark fremdfinanziert seien - überschüssigesKapital werde auf Wetten gesetzt, die nicht eingelöst werden könnten.Immer mehr Anleger sähen bei anderen, dass diese ihre Einlagen inwenigen Jahren verdoppeln und wollten ebensolche Renditen erzielen. Daserinnere an die Geschichte vom König, der auf jedes Feld einesSchachbretts die doppelte Zahl Reiskörner legen wollte. "Das Verdoppelnhat ein Ende", sagt Albrecht.
Manche der Mahner und Warner haben ihr feines Gespür für künftigeEntwicklungen schon mehrfach unter Beweis gestellt. sind schon lange imGeschäft. Der Vermögensverwalter und ehemalige Direktor der BanqueBruxelles Lambert (heute ING) Roland Leuschel etwa sah die Börsencrashsvon 1987 und 2000 rechtzeitig voraus, gefährdete seinen Ruf später abermit konstanten Warnungen vor neuen Krisen, die nicht eintrafen. Nacheigenen Angaben hat Leuschel Mitte 2006 alle Aktien verkauft - zu früh,weil er damit die Jahresendrally verpasste.
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Dass der Schweizer Marc Faber von Hongkong aus in seinem "Gloom,Boom & Doom Report" verbreitet, große Schwellenländerbörsen wie diein China, Russland oder Indien würden bald zusammenbrechen, istebenfalls keine Überraschung. Der leicht exzentrische Investmentgurusonnt sich seit Jahren in seinem Image als "Dr. Doom", der gegen denTrend wettet und immer dann gewinnt, wenn der Herdentrieb die Lemmingeüber die Klippe springen lässt.Doch nun beginnt auf der anderen Seite die große Mehrheit dernotorischen Optimisten zu zweifeln. "Inzwischen ist die Volatilitäteinzelner Aktien schon wieder sehr hoch, und eine Korrektur nach denjüngsten Kursanstiegen ist eigentlich absehbar", sagte PeterOppenheimer, Europa-Stratege der Investmentbank Goldman Sachs, jüngstauf einer Strategiekonferenz der Bank. Korrektur wohlgemerkt, von einemCrash mochte Oppenheimer nicht sprechen. Langfristig gehe dasBörsenwachstum weiter, versprach der Investmentbanker.
Dennoch sei das Vertrauen der Anleger in die gute Konjunktur zuletztzu groß gewesen. Noch im ersten Quartal werde es einen deutlichenDämpfer geben. So sichern sich die Auguren allmählich für den Fall ab,dass das historisch ungewöhnliche, aber gewünschte fünfte guteBörsenjahr in Folge doch nicht kommt. Die ermutigende Tendenz soll aberbleiben.
"Die Hoffnung auf eine sanfte Landung hatten wir in jederRezession", meint dazu Claus Vogt, Leiter Research undVermögensverwaltung der Berliner Effektenbank und Co-Autor eines Buchsmit Leuschel. Dass es 2007, von den USA ausgehend, zu einer neuenWirtschaftskrise kommt, hält Vogt für beinahe ausgemacht: "DieWahrscheinlichkeit beziffere ich auf 80 bis 90 Prozent." Sogar denZeitpunkt kann Vogt eingrenzen, nämlich auf das zweite oder dritteQuartal. Im ersten Quartal spiele das ungewöhnlich milde Wetter nochmit.
US-Immobilienmarkt liefert Grund zur Skepsis
Vogt begründet seine Prognose mit der Zinsstruktur in den USA.Langfristige Anleihen bieten eine niedrigere Rendite als kurzfristige.Das bedeutet, dass die Akteure das kurzfristige Risiko als hocheinschätzen. Laut einer Studie der US-Zentralbank Federal Reserve isteine inverse Zinsstruktur in der Vergangenheit der sicherste Indikatorfür eine bevorstehende Rezession gewesen - mit einem Vorlauf von rundeinem Jahr. Just Ende 2005 trat das seltene Phänomen erstmals seit 2000wieder auf.
Ein weiterer Grund sei, dass die "Exzesse" im US-Immobilienmarktsich allmählich auflösten. Und wenn die Realwirtschaft einbreche, soVogt, kämen auch die Börsen nicht an einer "ordentlichen Baisse"vorbei. Im historischen Durchschnitt habe jede Rezession den Dow Jones um 36 Prozent gedrückt. Seinen Kunden empfehle er, jetzt defensivervorzugehen, mit Stop-Loss-Orders zu verhindern, dass sie dieAbwärtsbewegung voll mitgehen.
Für Vorsicht spreche auch die Aktienbewertung selbst. Im Gegensatzzu den meisten anderen Analysten hält Vogt die derzeitigen Bewertungenfür hoch. Wenn man das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Grundlage dertatsächlichen Gewinne der vergangenen zwölf Monate anstelle zukünftigerwarteter Gewinne berechne, liege es für den Standard & Poor 500 derzeit bei 18 - der Vergleichswert vor der Weltwirtschaftskrise 1929sei 19 gewesen. Nur im Vergleich zu den extremen Ausreißern 1999/2000erscheine die jetzige Bewertung gering.
Außerdem seien die Gewinnmargen derzeit auf einem Rekordniveau, wasfür die Zukunft sinkende Gewinne erwarten lasse. Andere klassischeIndikatoren wie Kurs-Umsatz-Verhältnis oder Umsatzrendite zeigten eineÜberbewertung von 50 Prozent an. Dass nach wie vor nur eine Minderheitvon Kursverlusten ausgeht setzt, ficht Vogt nicht an. "Nach vier JahrenBullenmarkt neigen die Leute dazu, bullish zu sein", ist seineErklärung.
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