[其他] Neuer Marschbefehl für Podolski

Neuer Marschbefehl für PodolskiBayern-Coach Klinsmann hat mit ihm andere Pläne als Bundestrainer Löw - Keine weiteren Transfers

München - Selbst vom Ballermann haben sie in Lippstadt für Sonntag Verstärkung geordert. Die ostwestfälische Provinz ist die Heimat von Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Und so verrichtet der deutsche Meister seinen ersten Test für die kommende Saison bei eben jenem Sechstligisten aus der Westfalenliga. Es ist der Einstand von Jürgen Klinsmann als Vereinstrainer, erstmals wird er dann an der Seitenlinie stehen.
Und so jazzt man beim gastgebenden Klub die Partie zum Spiel des Jahres hoch, hat gar Mickie Krause als Vorsänger engagiert, jenen Thekenstar aus Mallorca, der Jürgen Drews auf der Baleareninsel als Partymacher Nummer eins verdrängte.
Für den FC Bayern ist Lippstadt der Beginn eines Schaulaufens durch ausgewählte Orte der Republik - mit recht eingeschränkter Aussagekraft. 14 seiner 23 Profis hat Klinsmann erst wieder unter seinen Fittichen. Die Europameisterschafts-Nachwehen bekommen sie in München zu spüren, die EM-Fahrer weilen noch im Urlaub, erst in der kommenden Woche werden auch sie wieder ins Training einsteigen.
Und dennoch ist es vor allem Nationalspieler Lukas Podolski, mit dem Jürgen Klinsmanns immer wieder konfrontiert wird. Mit Köln hatte jener recht heftig geflirtet, FC-Trainer Christoph Daum plauderte nun im "Kölner Stadtanzeiger" aus, dass Podolski nach Stuttgart verkauft werden sollte, dem Transfer aber nicht zugestimmt habe. "Wenn man mich abgeben will, dann nur nach Köln", soll Podolski gesagt haben. Von Rummenigge war er ob seiner anschließenden Köln-Liebelei zurückgepfiffen worden. Er wird bleiben und basta, sagte Rummenigge. Sanftere Töne schlägt nun Klinsmann an. Er wolle Podolski bei den Bayern zum Durchbruch verhelfen. "Ich weiß, wie ich ihn anzupacken habe", sagt er und spricht davon, dass er schon zu Nationalmannschaftszeiten ein Förderer Podolskis gewesen sei. Anders als bei Bundestrainer Joachim Löw, der Podolski zuletzt EM im linken Mittelfeld aufbot, ist "Lukas beim FC Bayern Stürmer", so Klinsmann.
Eine frohe Botschaft für Podolski dürfte sein, dass Klinsmann zunächst beim bewährten 4-4-2-System bleiben will. Mit Podolski, Miroslav Klose und Luca Toni "haben wir drei Top-Stürmer, um die uns viele Klubs beneiden. Zwei von den drei setze ich nicht auf die Bank."
Über Fußball-Systeme spricht Klinsmann gern. Über jenes 4-5-1 etwa, mit dem die Spanier Europameister wurden. Ein starkes Mittelfeld und eine einzige Spitze mit Fernando Torres, der erfolgreich ackerte, aber viel Kraft ließ. "Ich bin kein Freund davon", sagt Klinsmann. "Es besteht die Gefahr, dass sich die Jungs verbrennen." Er habe kein Beispiel, an dem er sich orientiere, sagt Klinsmann. Aber dann parliert er doch vom alten holländischen System und dem des FC Barcelona, jenem Spiel mit drei Spitzen, das ihm als Alternative vorschwebt, später in der Saison, um flexibel zu sein. "Dominant und spielbestimmend" wolle man agieren, offensiv noch dazu.
Auch wenn Arsenals Alexander Hleb statt nach München nun offensichtlich zum FC Barcelona wechselt, sieht Klinsmann seine Bayern gewappnet für die Champions League. "Wir sind happy mit unserem Kader. Der ist qualitativ top." Auch abgeben will er keinen mehr, obwohl man "fast überbesetzt" sei. "Ich habe genügend Arbeit damit, jeden glücklich zu machen", scherzt er. "Aber wir brauchen jeden." Seine Bankdrücker will er mit "vielen Gesprächen" bei Laune halten - nicht durch Rotation wie einst bei Ottmar Hitzfeld. "Im Training wird es Platzkämpfe geben, Rotation ergibt sich aus dem Moment heraus."
Wie schon die Vereinsoberen, die sich bei der Frage nach Transferaktivitäten ein Hintertürchen offen ließen, übte sich auch Klinsmann in einer nur vorläufig endgültigen Aussage. "Stand heute sind die Planungen abgeschlossen", sagt er. Aber man wisse ja, wie verrückt der Fußball manchmal eben sei, fügte er an und verwies auf die großen Ligen, auf den ersten Stein, der ins Rollen kommen muss, damit sich ein Dominoeffekt auslöst.
Um Wunsch-Stürmer Mario Gomez vom VfB Stuttgart werde er sich zunächst allerdings nicht mehr bemühen. "Wir haben das Veto des VfB akzeptiert", sagt Klinsmann. Sollte Gomez in einem oder zwei Jahren zu haben sein, "wird der FC Bayern aber mitreden." Nach der WM 2010 sehe er sowieso die Zeit gekommen, einen personellen Schnitt bei den Bayern zu ziehen.
Seine ersten zwei Wochen in München stimmen ihn äußerst zuversichtlich, alles komme sehr gut an, den Hype um das neu geschaffene Trainingszentrum und seine mitgebrachte Trainerschar könne er zwar verstehen, aber für ihn "ist das nichts Revolutionäres", sondern eine logische Schlussfolgerung aus der Denkweise, aus allem das Maximum herauszuholen. Genauso wie die angebotenen Kochkurse für Spielerfrauen oder die abgeschafften Trainingslager vor Heimspielen. Letztlich diene alles dem Erfolg, sagt Klinsmann.
Am Sonntag in Lippstadt wird er nun die erste Kostprobe seiner neuen Philosophie abliefern, jenes schnellen und intensiven Kurzpassspiels, das er in den vergangenen zwei Wochen eingeübt hat. Klinsmann nennt den Aufgalopp in Ostwestfalen "eine sehr intensive Trainingseinheit", dargeboten von einem zusammengewürfelten Team, dessen Kapitän er erst kurz vorher benennen will.
Klinsmanns Handschrift freilich wird man erst viel später sehen, wenn die örtlichen Volksfeste mit Ballermann-Charakter der Vergangenheit angehören.

'FC Bayern München wollte Lukas Podolski an den VfB Stuttgart abschieben'
Das Theater um Lukas Podolski und seine mögliche Rückkehr zum 1. FC Köln war eines der beherrschenden Fußballthemen der letzten Wochen. Nach dem klaren „Nein“ von Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge zu einem Transfer schien sich der Fall erledigt zu haben. Doch nun wärmt Köln-Trainer Christoph Daum die Causa Podolski noch einmal auf und behauptet: Der FC Bayern wollte den Spieler sehr wohl abgeben – allerdings nicht nach Köln, sondern zum VfB Stuttgart.


In einem Interview mit dem „Kölner Stadtanzeiger" erzählte Daum: „Die Münchner wollten Lukas Podolski nach Stuttgart abgeben, er wollte das nicht, sondern hat gesagt: 'Wenn ich hier nicht mehr gebraucht werde und man mich abgeben will, dann nur nach Köln.'" Erst dann, so der 54-Jährige, hätte der Verein ernsthaft über Podolski nachgedacht und wollte „für den Fall der Fälle bereit" sein. Doch nachdem der Bayern-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge sein klares Veto zu einem Transfer verkündete, nahmen Daum und der FC Köln von einem Transfer Abstand. Vorerst zumindest.

Denn Daum fügte auch an, dass sein Verein nicht in der Lage sei, 30 Millionen zu bieten, um den Bayern einen Transfer schmackhaft zu machen - „noch nicht", so der ehrgeizige Trainer. Nach zwei Jahren Zweitklassigkeit war der 1. FC Köln im Sommer unter der Regie von Christoph Daum wieder in die Bundesliga zurückgekehrt. Nach dem Abstieg 2006 hatte Nationalstürmer Podolski seinen Heimatverein in Richtung München verlassen. Doch oftmals und erst wieder vor ein paar Wochen betonte er in Interviews, dass Köln nach wie vor seine Heimat und „eine Herzensangelegenheit" für ihn sei.

Es wird spannend sein, die Reaktion des FC Bayern auf Daums Aussagen zu beobachten. Denn es wäre nicht der erste offene Streit zwischen dem Vorstand des Rekordmeisters und dem umstrittenen Erfolgstrainer. Im Spätsommer 2000 stand der damalige Trainer von Bayer Leverkusen bereits als neuer Nationalcoach fest, als sein alter Rivale, Bayern-Manager Uli Hoeneß, Vorwürfe des Drogenkonsums gegen Daum erhob.

Nachdem dieser zunächst mit Klage gegen Hoeneß gedroht hatte, beugte er sich dem Druck der Öffentlichkeit und unterzog sich einer Haarprobe, die dann tatsächlich den Konsum von Kokain nachwies. Damit war Daum den Posten als Nationaltrainer, den Job als Coach bei Bayer Leverkusen und nicht zuletzt seinen guten Ruf in der Branche los. Und der deutsche Fußball war um einen großen Skandal reicher.

Vielleicht läuten Daums jetzige Aussagen im Bezug auf Lukas Podolski die nächste Runde in diesem Duell ein? Man darf jedenfalls gespannt sein und schon mal das Popcorn bereithalten.

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