Schroeder 太搞笑了--SPD ist die staerkste der Parteien

Die stärkste der Parteien

Berlin (ddp). Man mag es dreist nennen, vielleicht ist es aber einfach nur kreativ. 56 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik hat die SPD entdeckt, dass CDU und CSU eigentlich zwei verschiedene Parteien sind. «Wir hätten das 1949 schon zum Thema machen sollen», bedauerte SPD-Vize Kurt Beck am Montag. Sei´s drum. Der Zeitpunkt ist gut gewählt. Mit der Brechstange wollen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Parteichef Franz Müntefering nach der Abwahl von Rot-Grün das Kanzleramt doch noch für die SPD retten. Das Motto lautet: Wir sind die stärkste der Parteien.

«Ich weiß, dass es da eine andere Position gibt, da mal eben schnell mit Fraktionen zu rechnen», räumte Müntefering ein. Dann aber präsentierte er eine Überlegung, die laut Beck «im Wahlkampf geboren wurde»: Wenn es um Staatsgelder gehe, wollten CDU und CSU ja auch zwei Parteien sein. Im Fernsehen sitze ja auch immer einer von der CDU und einer von der CSU.

Beck fasste es so zusammen: «Die CDU ist die zweitstärkste, die CSU die schwächste Partei im Bundestag.» Die Feststellung, dass die Union die Wahl knapp gewonnen habe, sei eine «Interpretation», die nur auf Gewohnheit beruhe. Es bestehe damit die «realistische Chance», dass Schröder Kanzler bleibt.

Der Kanzler selber klang am Morgen danach etwas leiser. Als er am Montag im Willy-Brandt-Haus von seinen Genossen begrüßt und umjubelt wurde, zeigte er wieder die beidarmige Siegeskeule und streckte die Daumen nach oben. Die SPD habe im Wahlkampf den Willen gezeigt, das Land zu führen und die Regierung zu bilden, sagte Schröder. Aufgabe sei es nun, diesen erklärten Willen umzusetzen. Beinahe nachdenklich fügte er hinzu: «Das werden wir tun, denke ich.»

Vielleicht hatte ja der Rüffel von Gattin Doris Schröder-Köpf gewirkt, die den Auftritt ihres Mannes in der TV-Elefantenrunde «als ein bisschen zu krawallig» kommentierte. Schröder hatte dort mit brachialem Selbstbewusstsein zunächst Medienschelte betrieben - ganz im Stile des späten Helmut Kohl - und dann seine Unions-Herausforderin Angela Merkel (CDU) frontal attackiert. Die SPD werde Merkel niemals zur Kanzlerin wählen. «Ich glaube an eine große Koalition unter meiner Führung», sagte ein eiskalt lächelnder Kanzler.

Schröders Kalkül war klar. Er wollte Merkel so weit beschädigen, wie es nur möglich war - in der Hoffnung, dass die Unions-Granden ihre angeschlagene Frontfrau später weiter zersägen. Um ihren Führungsanspruch zu unterfüttern, rissen Schröder und Müntefering schon am Wahlabend die politische Initiative an sich: In dem sie CDU und CSU auseinanderdividierten, konnten sie ihre SPD zur stärksten Partei erklären.

An diese Sprachregelung hielten sich auch am Montag im Willy-Brandt-Haus alle Spitzengenossen. Unter den Journalisten kursierte derweil das «israelische Modell», wonach Schröder sich doch in der Kanzlerschaft einer großen Koalition mit Merkel abwechseln könnte. Auch Müntefering wollte das nicht ausschließen: «Ich habe darüber noch nicht nachgedacht. Ich weiß nicht, ob man in Gesprächen auf so etwas kommt.» Eine klare Entscheidung sei aber wohl besser.

Viel sympathischer aber wäre den Genossen eine Ampel. So sprach sich etwa das SPD-Präsidiumsmitglied Andrea Nahles für ein solches Bündnis mit FDP und Grünen aus. Auch wenn sich die FDP bislang anders erklärt habe, seien die Liberalen «noch nicht aus dem Schneider». Es bestünden durchaus Schnittmengen, wie die rot-gelbe Koalition in Rheinland-Pfalz zeige. Eine große Koalition ohne einen Kanzler Schröder sei aber für die SPD «schlicht nicht attraktiv».

Ohne Schröder geht also erstmal nichts. Wie hatte der Kanzler doch vor einem Jahr bei einem Fest junger SPD-Abgeordneter launig angemerkt. Manchmal frage er sich, wer wohl einmal sein Nachfolger werden könne: »Und dann guckt man und guckt und guckt - und dann muss man wohl doch selbst weitermachen.«

(ddp)

[ Last edited by 真精不怕火恋 on 2005-9-19 at 21:51 ]