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发表于 2004-4-28 20:43
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Bürgerforum gegen Biomassekraftwerk
Bad Fredeburg sieht seinen Kurbadstatus bedroht
Astrid Völlmecke ist beunruhigt. Grund ist ein geplantes Heizkraftwerk. Die Sprecherin des Bad Fredeburger Verkehrsvereins fürchtet, die Anlage könnte dem 26.000-Einwohner-Städtchen erheblich schaden. Bad Fredeburg ist ein Luftkurort und vor allem bei Asthma-Patienten beliebt. Rund 100.000 Übernachtungen pro Jahr verbucht der Ort. Wenn sich aber gleich am Ortseingang der Schornstein eines Heizkraftwerks erhebe, könnten die Gäste ausbleiben, befürchtet Völlmecke. "Die psychologische Wirkung könnte gravierend sein". Dabei ist die gestörte Optik nicht einmal das größte Problem. Viel schlimmer ist, dass dem Ort der Status als "Kneipp-Kurort" aberkannt werden könnte - sollten die Emmissionen des Kraftwerks bestimmte Schadstoff-Grenzwerte überschreiten. "Die Luft wird schlechter," meint Astrid Völlmecke. Das habe auch die Betreiberfirma, die Gummersbacher Tochter der Babcock-Borsig-Gruppe, eingräumt. Dabei hat Bad Fredeburg, das zu Schmmallenberg im Hochsauerland-Kreis gehört, die Anerkennung als "Bad" wegen seiner besonders guten Luftwerte bekommen.
Biomasse-Kraftwerk angeblich schadstoffarm
Das bei Bad Fredeburg geplante Heizkraftwerk soll mit Biomasse arbeiten, mit Holz aus der Region Schmallenberg. "Wir werden nur Resthölzer aus Sägewerken oder Bruchholz aus der Forstwirtschaft verwenden, sowie leicht behandeltes Gebrauchtholz aus dem Innenbereich", informiert ein Unternehmenssprecher der Babcock Borsig. "Da können schon Farbreste dran sein, oder Imprägnierungen." Trotzdem übersteige der Ausstoß nicht die Grenzwerte, die den "Bad-Status" entkräften könnten. Am Kamin des Kraftwerks werde es also nichts als eine weiße Waserdampfwolke zu sehen geben.
Für Babcock Borsig ist die Fredeburger Anlage ein "ökologisches Vorzeigeprojekt". Die Firma beruft sich auf ein Gutachten des rheinisch-westfälischen TÜV, das bestätigt, für den "Bad-Status" seinen die Abgase der Anlage gering genug.
Wenn alles gut ginge, solle Anfang nächsten Jahres mit dem Bau des 90 Millionen-Mark-Projekts begonnen werden, so ein Sprecher der Betreiberfirma. Das Biomasse-Kraftwerk erfülle neuste Standards und solle 160 Millionen Kilowattstunden im Jahr erzeugen. Dann könne Bad Fredeburg mit der Komplettversorgung durch Ökostrom werben und Umwelt-Touristen anlocken. Obendrein sollten weniger Brummis durch die Stadt brausen. Denn die Sägereien im Kreis Schmallenberg könnten ihre Abfälle ins nahe Kraftwerk liefern statt sie weg zu transportieren.
Bürger misstrauen "Bio"-Siegel
So optimistisch sind nicht alle Einwohner von Bad Fredeburg. Der ehemalige Kurdirektor Karl Balzer misstraut den angeblich niedrigen Emissionswerten. Das TÜV-Gutachten will er nicht akzeptieren. Deswegen habe man bei der Stadt durchgesetzt, dass es durch das Schmallenberger Fraunhofer-Institut für Umweltchemie und Ökotoxikologie geprüft würde. Jetzt wartet auch das 'Bürgerforum Heizkraftwerk' auf die Ergebnisse. Dem Forum gehören rund 20 Menschen an, die mit einem Bürgerbegehren gegen den Bau des Kraftwerks vorgehen wollen, vorausgesetzt, dass der "Bad-Status" in Gefahr sei. Rund 2000 Unterschriften wären dafür nötig, so Balzer.
Das Forum bezweifelt außerdem, dass das neue Heizkraftwerk wirklich so umweltfreundlich ist, wie der Hersteller behauptet. Bei einer Holzfeueranlage könnten nur 30 Prozent der Wärme genutzt werden, herkömmliche Kraft-Wärmekopplungswerk erreichten 60 bis 70 Prozent. Man will auch nicht daran glauben, dass der LKW-Verkehr schrumpfe. Die Holzbranche boome nicht, meint Eckard Dahl vom Bürgerforum. "Wir fürchten, dass einige Sägereien schließen werden." Und dann sei nicht mehr sichergestellt, dass der Bedarf des Heizkraftwerks von 150.000 Tonnen Holz im Jahr tatsächlich in der Region gedeckt werden könne. "Wir zweifeln am ökologischen Nutzen des Kraftwerks", fasst er die Befürchtungen des Bürgerforums zusammen.
Stadt wartet Gutachten ab
Bei der Stadt sieht man die Sache wirtschaftlich. "Tourismus und Holzindustrie schließen sich nicht voneinander aus", so der Vertreter des Bürgermeisters, Burkard König. "Nur von einem kann man hier nicht leben." Wie er sagt, schafft das Heizkraftwerk in der Gemeinde 30 neue Arbeitsplätze. Es könne als Motor für die Entwicklung der Holzindustrie wirken. Das Kraftwerk sei in einem geplanten Holzgewerbepark angesiedelt, so König. "Die Wärme ist von hohem Interesse für andere Holzbetriebe". So erwartet er, dass sich weitere Investoren in dem bereits als Industriegebiet ausgeschriebenen Gelände an der Bundesstraße 511 ansiedeln.
König geht davon aus, dass der volle Bedarf des Kraftwerks an Holz aus der Region geliefert werden kann. "Wir erwarten ein Verhältnis von 40 Prozent Restholz zu 60 Prozent Altholz", berichtet er. "Das macht 60.000 Tonnen aus Sägereien und Forstwirtschaft, und 80.000 gebrauchtes Holz." Das Holzenergiezentrum Brilon habe sich verpflichtet, diese Menge zu liefern. Aber trotz der Überzeugung drängt man auch bei Stadt auf die Erfüllung bestimmter Auflagen für die Firma. Noch liegt der Prüfungsbericht des Fraunhofer Instituts nicht vor. Aber jetzt ist schon klar, dass er das Steinchen auf der Waage sein wird. Denn sollte die Luftbelastung höher sein, als es der "Bad-Status" erlaubt, dann werde auch die Stadt das Vorhaben erneut diskutieren, so König. |
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