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转贴:Tibet-Krise: kein richtiger Anlass für eine Unterstützung
Die Tibet-Krise scheint sich in eine chronische Unruhe umzuwandeln. Es ist nun Zeit, uns ein paar Fragen zu stellen: Was haben wir in den letzten Tagen getan? Warum denn so viele Medienfehler auf einmal? Was wollen wir mit unserer Unterstützung der zornigen jungen Tibeter bezwecken? Was wird die Folge sein? Hierunter Meine Meinungen zu einigen dieser Fragen:
1. Welche Informationsquellen sind die „richtigen“? Zu diesem Thema möchte ich der österreichischen Zeitung derStandard zitieren, Tibet und das Elend des Secondhand-Journalismus - derStandard.at: Die in den westlichen Medien vorherrschende „Darstellung entspricht im Wesentlichen den Versionen der tibetischen Exilanten in Nordindien und des amerikatreuen Radiosenders "Free Asia". Beide Versionen werden in den Medien immer wieder gerne zitiert - freilich ohne zu erwähnen, dass beide Quellen nicht eben neutral sind.... Die seriösesten Quellen sind in diesem Falle Korrespondenten angesehener Zeitungen, die direkt vor Ort waren und nicht "Informationen" aus zweiter oder dritter Hand wiedergeben. Direkt vor Ort war der Korrespondent des britischen Economist, und seine Schilderungen weichen in entscheidenden Punkten von der Version der meisten Berichterstattungen, die sich auf Informationen aus zweiter und dritter Hand stützen, deutlich ab.“
Der Economist-Korrespondent und der ZEIT-Korrespondet Georg Blume, der zu diesem Zeitpunkt auch in Lhasa war, wie derStandard dann auch zitiert, berichten von Einschlägen, Plünderung und Verbrennung der chinesischen Läden, Zusammenprügeln der Chinesen, was zum Teil mit Tötung enden könnte, möglicher Verbrennung der Chinesen in ihren Häusern, Steinwürfe auf Wagen des Roten Kreuz und Feuerwehr, alles durch junge Tibeter. Und, „Die chinesischen Sicherheitskräfte haben sich nach den Angaben des Economist-Korrespondenten zurückgehalten und sich auf passive Abwehrmaßnahmen beschränkt.“
Fazit 1: Die einzig wirklich glaubwürdige Informationsquelle wird in Deutschland weitgehend ignoriert. Das ist eine kollektive Ignoranz der Wahrheit bei den hiesigen Medien.
2. Woher die „unkorrekten, zum Teil manipulativen Darstellungen der tibetischen Ereignisse durch einige Medien“? Hier möchte ich auch zuerst zitieren, von der FAZ, China und der Westen Wie man einen Feind erzeugt, „Im Westen herrscht die Meinung vor, bei den unkorrekten, zum Teil manipulativen Darstellungen der tibetischen Ereignisse durch einige Medien handele es sich bloß um handwerkliche Fehler, die aber an der Gesamteinschätzung nichts ändern könnten.“
Wenn man auf die chinesische Web-Site www.anti-cnn.com , auf die der FAZ-Bericht auch hingewiesen hat, einen Blick wirft, weiß man schon, wie massenhaft Fehler begangen worden sind. Es ist schon selten, dass eine Zeitung oder ein Fernsehsender einen bedeutsamen Fehler macht. Hat man Gedanken gemacht, warum diesmal bei der Tibet-Berichterstattung so viele Fehler, fast überall im Westen, zustande gekommen sind?
Ein Grund liegt offenbar darin, dass man blindlings den Worten einer Seite zugetraut hat und zutraut, wenn diese Worte auch keineswegs belegt sind. Weil keine Beweise vorlagen, beispielsweise dafür, dass die chinesische Regierung eine „friedliche Demonstration“ tatsächlich „brutal niedergeschlagen“ hätte, wurden in aller Eile Bilder, egal welcher Quelle und in Bezug auf egal welche Angelegenheiten, absichtlich oder unabsichtlich, herangezogen und eingesetzt, sei es indische Polizei oder Nepal-Polizisten, oder „Verwechseln“ einer Rettungsaktion in einen Wagen mit offen sichtbarem rotem Kreuz mit einer Festnahme. Bei einem anderen Fall wäre so was längst als ein Skandal angesehen. Das Thema wurde hier in den letzten Tagen aber nur kurz behandelt und schon zur Seite gelegt, in die ewige Vergessenheit, hofft man wohl.
Fazit 2: Über diese Fehler in diesem Ausmaß soll man hier wirklich lange Gedanken machen. Das kollektive Fehlermachen hat eigentlich schon als ein Skandal angesehen werden sollen und müssen, was dem Image und der Glaubwürdigkeit der westlichen Medien Schaden zufügt.
3. Was haben chinesische Medien berichtet? Was die chinesischen Medien in diesen Tagen seit dem 14.03. berichtet haben, ist so gut wie nichts durch unsere Medien weitergegeben, nicht mal erwähnt, vor allem all die Details, die zum großen Teil durch Bilder und Videos belegt sind oder nicht unbedingt unmöglich auf die Echtheit zu überprüfen sind. Hierunter einige Beispiele:
- Eine chinesische Familie sei gerettet worden, weil sie am 13.03., von den tibetischen Nachbarn, die mit ihr gut befreundet ist, informiert gewesen sei, was am 14.03. passieren werde, und schon an dem Abend sei sie ins Nachbarnhaus eingezogen. Dies und einige anderen Geschichten könnten darauf hindeuten, dass der „Aufstand“ am 14.03. geplant war, nicht etwa spontan passiert, als „Abwehr“.
- Ein Modegeschäft sei am 14.03. durch einige Tibeterinnen in Brand gesetzt. Eine tibetanische Angestellte habe sich rechtzeitig ins Freie retten können, 5 Mädchen seien im Laden erstickt worden, darunter 4 Chinesinnen, 1 Tibeterin, weil sie wohl Angst gehabt haben, nach außen zu laufen. Inzwischen werden ihre Bilder am verbrannten Laden gestellt. Da haben die Leute viele Blumen zum Andenken hingelegt.
- Ein chinesisches Geschäft sei durch Tibeter in Brand gesetzt worden. Eine ganze Familie, darunter auch ein kleines Kind, und zwei weitere Leute, alle Chinesen, die im ersten Geschoss gewesen seien, seien verbrannt worden. Nochmals fünf Toten.
- Laut einigen von der chinesischen Polizei festgenommenen Tibeter, die am 14.03. am Aufruhr aktiv gewesen seien und zugegeben haben, sie hätten Geld zugesprochen, wenn sie Gewalttaten auf chinesische Läden usw. ausüben, zwar je mehr sie so was täten, sollten sie desto mehr Geld verdienen. Einer, der an dem Tag aktiv gewesen sei, sollte nach seinem Geständnis einige hundert Yuan erhalten haben.
- Über tausend Tibeter hätten sich der Polizei schon gestellt, bevor ein Ultimatum ablief (unsere Medien haben nur dieses Ultimatum erwähnt). Davon seien mehrere hundert nach einer Erzählung ihrer Tätigkeiten bereits wieder freigelassen.
Das waren nur einige Beispiele, von denen die chinesischen Medien berichtet haben. Propaganda? Inszenierung? Alles wohl möglich. Man darf dabei aber nicht vergessen, selbst vor einem Gericht wird von den beiden Seiten gehört. Haben Sie, liebe Kollegen Leser, von diesen Informationen und viel mehr was gehört? Nein, davon wurde total verschwiegen, bei unseren Medien.
Ist diese Vorgehensweise wegen der Gerechtigkeit, beispielsweise des Menschenrechts, berechtigt? Ich sage, nein. Nochmals: Auch ein Gericht darf nicht nur von einer Partei, einer Seite das Gehör haben, selbst wenn die Aussage der anderen Seite unglaublich oder gefälscht sein könnte. Die Medien hier können die Berichte der chinesischen Medien gerne mit Anmerkungen wie „angeblich“ zitieren oder nach der Weitergabe kommentieren, aber nicht total davon schweigen. Es handelt sich so auch von einem Misstrauen gegenüber Medienempfängern. Dahinter steckt meiner Meinung nach eine kollektive Angst, auf falscher Seite zu stehen oder in dieser Richtung verdächtig zu werden. Woher diese Angst? Ist diese fördernd für unsere Gesellschaft? Diese Fragen können und sollen noch diskutiert werden.
Und ich zitiere aus dem Grundgesetz, „Artikel 5 [Freiheit der Meinung, Kunst und Wissenschaft] (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Also, jeder deutsche Medienempfänger hat das Recht, von den beiden Seiten eines Konfliktes zu hören, sich „ungehindert zu unterrichten“, um sich selbst, durch eigenen Kopf, ein Bild zu machen. Und nichts darf zensiert werden.
Vor dem o.g. Modegeschäft waren diesmal auch die ausländischen Journalisten vor 2, 3 Tagen. Da wurde der Geschäftsinhaber vor dem Laden von allen Journalisten interviewt, darunter auch welche aus den USA und Großbritannien. Die Videos und Bilder und Berichte habe ich bislang hier nicht gesehen. Diese könnten vielleicht auch ewig ausbleiben. In einem anderen Wort: zensiert.
Fazit 3: Es liegt einer kollektiven Zensur nahe, wenn deutsche Medienempfänger nichts von der anderen Seite zu hören bekommen, und ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar.
4. Entspricht es der Logik, dass die chinesische Regierung gerade vor der Olympiade hart durchgreift? Niemand, so gut wie niemand, denkt hier an diese Logik. In China aber mächtig. In den chinesischen Foren machen sich viele Chinesen ihre Wut kund gegenüber der Regierung, nicht weil diese zu hart vorgegangen, sondern weil diese ihrer Meinung nach zu zögerlich und zu mild gewesen wäre.
Auch haben die Medien in Hongkong berichtet, bei der Unruhe am 14.03. standen die chinesischen Polizisten in der Ferne, schauten nur zu, haben anfangs so gut wie nichts unternommen. Warum? Wohl haben sie eine Anweisung von oben erhalten, nicht hart vorzugehen. Eben wegen der Olympiade, ließe dies vermuten. Sie schauten zu, dass Häuser in Brand gesetzt wurden, wobei auch Menschen getötet werden könnten, taten nichts dagegen. Denken wir an das Vorgehen der britischen Polizei nach dem U-Bahn-Terroranschlag, wie sie hastig und missverständlich einen Brasilianer erschoss. Was für einen großen Unterschied sieht man hier. Und hier spricht man von einer „brutalen Niederschlagung“. Logisch?
Eine Hongkong-Zeitung machte noch eine Verdacht laut, wo hatten die tibetischen „Rebellen“ auf einmal so viele großen Steine her, wenn sie spontan Widerstand leisteten? Da liegt die Logik auch anderswo.
Fazit 4: Bei Ereignissen der Welt soll man neben den Medienberichten auch die Logik einbeziehen können.
5. Sollen wir trotzdem Druck auf China ausüben, um die Menschenrechtslage dort verbessern zu lassen, einen Dialog zwischen China und Dalai Lama zu ermöglichen, eventuell mit einem Boykott, sei es der Olympiade oder made in China? Hierzu möchte ich sagen, generell sollen wir Druck auf China ausüben, wegen der oben genannten guten Zwecke. Jetzt ist aber gerade der schlechteste Moment dafür. Warum?
Erlauben Sie mir, nochmals von dem derStandard-Beitrag zu zitieren, „Angesichts dieser Vorkommnisse fällt es auch schwer, Solidarität mit den Tibetern zu empfinden. Natürlich haben die Ausschreitungen nicht den tibetischen Anspruch auf Autonomie diskreditiert. Aber mit uneingeschränkter Unterstützung können die "Free Tibet" Aktionen nicht rechnen, so lange sie sich nicht eindeutig von diesen Gewaltaktionen distanzieren. Tibet ist nicht Myanmar und die jungen zornigen Tibeter sind nicht die friedlichen Mönche aus Yangon. Natürlich sollte China endlich den Dialog mit dem Dalai Lama eröffnen, um eine Verbesserung der Situation in Tibet für die Tibeter und die dort lebenden Han-Chinesen zu erwirken. Bei aller berechtigter Sorge um die kulturelle Identität sollte man aber auch nicht die chinesischen Menschen in Lhasa vergessen, die vom aufgebrachten Mob umgebracht wurden.“
Ob die chinesischen Medien die sämtliche Wahrheit gesagt hätten, ob die westlichen Reporter, vom Economist oder der ZEIT auch immer, die Sachen nur zu kurz beobachtet hätten, es ist ziemlich glaubwürdig, dass nicht ganz wenige junge Tibeter Gewalt auf unschuldige Zivilchinesen ausgeübt haben. Wer zuerst „hart durchgegriffen“ hat, könnten wir im Moment aufs Eis legen, bevor ein neutrales „Urteil“ fällt. Auf keinen Fall dürfen wir aber eine Gewaltausübung auf die Zivilbevölkerung ermuntern oder gar belohnen. Außerdem ist das Medienverhalten hier wirklich mindestens fragwürdig gewesen (Darüber muss auch weiter und lange diskutiert werden). Wenn wir jetzt gerade aus diesem Anlass Druck auf China ausüben, oder gar von einem Boykott sprechen, könnten wir uns nur Problem ins eigene Haus holen: man könnte später überall durch Gewaltausübung auf Zivilbevölkerung, sei es Terroranschlag oder öffentliche Tötung, einen Zweck, egal gut oder schlecht, zu erreichen versuchen. Und dann hätten wir auch nichts mehr einzuwenden, weil gerade wir dies gefördert haben.
Natürlich können wir der chinesischen Regierung sagen, selbst wenn diesmal die Wahrheit auf Ihrer Seite läge, sollen Sie jedoch mit Dalai Lama sprechen, auch um zu hören, was er mit dem „kulturellen Genozid“ meint (der Inhalt ist jetzt übrigens noch nicht bekanntgegeben), und die Menschenrechtslage im Lande, sowohl für die Nationalminderheiten, als auch für die Han-Chinesen, verbessern. Wir könnten die chinesische Regierung auch warnen, nicht über die Nötigkeit hinaus zu hart zu sein. Das sollen wir ja tun.
Fazit 5: Wir sollen unerlässlich die chinesische Regierung dahin bewegen, mit Dalai Lama zu sprechen und die Menschenrechtslage in ganz China zu verbessern, dürfen die Tibet-Krise aber nicht mehr als Anlass nehmen, wenn wir die Tötung der Zivilbevölkerung nicht fördern möchten.
Schon hören wir wieder von neuen Unruhen. Wenn wir tatsächlich für eine friedliche Lösung interessiert wären, müssen wir, neben der Mahnung an die chinesische Regierung, eben auch mit aller Deutlichkeit sagen: mit weiteren Gewaltaktionen kriegt die „Free Tibet“ – Bewegung keine Unterstützung mehr von uns!
Weitere Literaturen:
"Die Presse" Leitartikel: "Mit Zorn lässt sich die Tibet ...In diesem Leitartikel schlussfolgert Die Presse: „Die gemeinhin als so friedliebend geltenden Tibeter waren an diesem Tag des
Aufruhrs also nicht die Opfer, sondern die Täter.“
tagesschau-Chat mit Prof. Eberhard Sandschneider, China-Experte, http://www.tagesschau.de/interaktiv/chat/chatprotokoll60.html Prof. Sandschneider sagte unter anderem, „China hat unmittelbar nach der Errichtung der Volksrepublik im Jahr 1949 und in den beiden anschließenden Jahren Tibet militärisch erobert und erhebt seither einen Souveränitätsanspruch, der von der internationalen Staatengemeinschaft auch nicht in Frage gestellt wird.“ Warum „nicht in Frage gestellt“? Nicht weil man etwa Angst vor dem roten China hatte, würde ich sagen, sondern weil das National-China unter Tschiang Kai-Shek, das zu diesem Zeitpunkt schon nach Taiwan geflüchtet war, die Unabhängigkeit Tibets, die im Jahr 1913, nach der Absturz der Qing-Dynastie, ausgerufen wurde, nie akzeptiert hat. Und das National-China war ein Verbündeter des Westens, saß auch noch im ständigen Sicherheitsrat der UN. Nebenbei: obwohl Tibet 1913 sich unabhängig erklärt hatte, wurde es aber von keinem Land der Welt, wohl aus dem o.g. Grund, anerkannt, und in den zwanziger Jahren mussten der Panchen Lama, in den 40er Jahren der jetzige Dalai Lama noch die Genehmigung von der Tschiang Kai-Shek-Regierung holen, um ihre Titel zu legalisieren. |
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