Westliche Medien geben Fehler in der Berichterstattung zu

Berlin/Köln/Peking - Nach Kritik aus China haben mehrere deutscheMedien Fehler bei der Berichterstattung über die Unruhen in Tibeteingeräumt. Die privaten Fernsehsender n-tvund RTL bedauerten am Montag, Bilder in einen falschen Zusammenhanggestellt zu haben. Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua(Neues China) hatte am Sonntag mehreren westlichen Fernsehsendern,Zeitungen und deren Online-Angeboten vorgeworfen, Tatsachen verfälschtzu haben. So seien Videosequenzen Tibet zugeordnet worden, dietatsächlich gewaltsame Auseinandersetzungen im benachbarten Nepalgezeigt hätten.Fotos aus der tibetischen Hauptstadt Lhasaseien mit der Bildunterschrift in einen falschen Zusammenhang gestelltworden, berichtete Xinhua. Kritisiert wurden unter anderen dieUS-Fernsehsender CNN und Fox-TV, die Zeitungen "Washington Post"und "Berliner Morgenpost". Deren Chefredakteur Carsten Erdmannverwahrte sich gegen den Vorwurf der Manipulation. Von Medien aus denUSA gab es zunächst keine Reaktionen auf die Vorwürfe.
Nepal ist nicht Tibet
Derdeutsche Nachrichtensender n-tv teilte mit, am 20. März in einemBeitrag über den Tibet-Konflikt ein Bild und einen Filmausschnitt ausdem benachbarten Himalaya-Staat Nepal gezeigt zu haben. Der Fehler seibemerkt und das Bildmaterial sofort ausgetauscht worden. "Wir bedauerndies unendlich", sagte ein n-tv-Sprecher am Montag in Köln. Es habesich um Bilder von internationalen Agenturen gehandelt. Der Sprecherbetonte, es habe sich um ein Versehen gehandelt. "Wir wollten keineStimmung machen", fügte er hinzu.
RTL teilte mit, auf seinerInternetseite "in einem Fall ein Bild in einem falschen Kontextverwendet" zu haben. Ein Tibet zugeordnetes Foto habe in WirklichkeitSicherheitskräfte in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu gezeigt,die mit Knüppeln gegen Demonstranten vorgingen. RTL stellt auf seinerWebseite klar: "Wir haben versehentlich den Eindruck erweckt, bei derSzene handle es sich um die Unruhen in Tibet und chinesischeSicherheitskräfte. Diesen Fehler bedauern wir und stellen gleichzeitigfest: RTLaktuell.de berichtet unabhängig."
Manipulierende Bildausschnitte
Xinhuaberichtete auch über ein Foto auf der CNN-Website, das Menschen zeige,die vor einem Militärlastwagen wegliefen. Das Originalbild zeige imHintergrund aber Randalierer, die Steine auf den Lastwagen geworfenhätten. Dieser Teil sei herausgeschnitten worden. Die "BerlinerMorgenpost" wurde für eine Bildunterschrift vom 17. März kritisiert.Auf dem Foto ist nach Darstellung von Xinhua zu sehen, wie Polizistenin Lhasa einen Chinesen vor einem Angriff von Randalierern retten. Inder Online-Ausgabe der deutschen Zeitung hieß es dagegen: "EinAufständischer wird während der Proteste in Tibets Hauptstadt Lhasa vonSicherheitsbehörden abgeführt." In der Zeitungsausgabe stand unter demFoto: "Aufnahmen des chinesischen Fernsehens zeigen einen Jungen, dervon bewaffneten Streitkräften in Kampfanzügen durch die Straßen vonLhasa gejagt und verhaftet wird." Was das Foto wirklich zeigt, warzunächst nicht aufzuklären.
Chefredakteur Erdmann stellte dazufest: "Eine freie Berichterstattung aus Tibet ist nicht möglich, esherrscht Zensur." Westliche Fotoagenturen und Medien seien "daraufangewiesen, ihren Zuträgern zu glauben. Das eröffnet natürlich dieGefahr von Ungenauigkeiten in den Reportagen aus Tibet. Die Alternativewäre, die Berichterstattung aus diesem oder anderen Krisengebieten, dieunter Diktaturen leiden, einzustellen. Hier eine Absicht oderManipulation zu unterstellen, ist grotesk."
Die "BerlinerMorgenpost" erklärte, dass die beanstandeten Bilder ursprünglich vondem staatlichen chinesischen Fernsehsender CCTV stammten. DieFotoagenturen Reuters und AFP hätten Standbilder aus TV-Berichten vonCCTV am 16. März verbreitet. Die Redaktion von Reuters habe zu dem Fotovom 16. März im begleitenden Text geschrieben, hier werde ein Mann"eskortiert". Bei AFP heiße es zu einem Foto der gleichen Szene, einJugendlicher werde "gewaltsam" in Lhasa durch eine Straße geführt.(APA/dpa)

derStandard.at
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