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作者写道:"参观者所获得的深刻印象是策展人谨慎而精心安排的,即18、19世纪的新思想如何反作用于欧洲的不同生活圈子。……不要以为所有这些对中国参观者没有吸引力,大城市的中产阶层业已产生迅速增长的艺术观众群,他们珍惜能够观赏外国原作的任何机会,并且对此已有充分的了解,正可以详细深入。* K" @2 W# G0 c- E
! u2 R0 ^' `8 J/ E1 i" v U"所以,在长达一年之久的展览中,伴随着讨论项目,本是个好主意,德国和中国知识分子可以彼此理解不同的历史经验及相互期待。德方墨卡托基金会负责讨论项目的一位顾问是慕尼黑的作家和汉学家史蒂曼(Tilman Spengler),中国当局现在拒绝他入境出席开幕式,显然是因其为狱中的诺贝尔奖得主刘晓波作过一个演讲。这种拒绝以荒谬的方式表明,中国官方是多么彻底地完全将启蒙的文化与要求个人权利和言论自由相分开,在欧洲,后者正是从前者产生的。通往普世价值的文化政治上的捷径尚未发现。" ; i2 S; _3 R- ^: t. h, O# A- q7 u, _" p# j
. M. k& @9 e) R4 b9 S9 r; i% q/ p 2 W! v2 _/ L) D艾未未「生活在别处」 d1 o! ], k" }2 BSoviel derzeit zur Freiheit der Kunst in China: Die Polizei bewacht das Studio des Künstlers Ai Weiwei in Peking* ?& b& C6 }* e! w9 A0 |
8 q5 S1 E/ x3 n& y* j% }' { . t" |% e. z; P4 ^3 w- Q ?! H0 {7 _& C' t1 P: \Deutsche Kunst in Peking 3 e3 l! v! _! O: PWas Aufklärung in China bedeutet3 ^# Y6 x( H& s/ p
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Die erste Ausstellung im neuen Chinesischen Nationalmuseum wird von Deutschland bestritten. Heute wurde sie von Außenminister Guido Westerwelle eröffnet. Sie spekuliert auf das Zauberwort „Aufklärung“. Doch Peking versteht darunter etwas ganz anderes. 1 P: K1 y" c, [0 r7 \* s/ I- U& H, K1 @8 |: H1 L1 m1 H
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& P* z1 F3 i' zDie Lage ist klar: Östlich des Museums steht das Ministerium für Staatssicherheit, westlich erstreckt sich der Tiananmen-Platz, auf dem Mao vor 52 Jahren die Volksrepublik China ausrief und auf dem vor 22 Jahren eine Demokratiebewegung blutig niedergeschlagen wurde, während er heute von ausländischen Journalisten ohne ausdrückliche Genehmigung gar nicht mehr betreten werden darf. Ebendort und dann auch noch direkt gegenüber einer Propagandaschau über den Aufstieg des kommunistisch geführten China eine Ausstellung über die „Kunst der Aufklärung“ im neueröffneten Chinesischen Nationalmuseum zu zeigen – das muss sich für deutsche Kulturstrategen wie der Musterfall eines werteorientierten Kulturdialogs anhören.0 P" N- p! S# [# A3 M
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7 y/ F0 N0 u5 R# g6 [ 6 N7 j$ ^9 J4 b* UDas Auswärtige Amt ließ sich das Projekt jedenfalls rund zehn Millionen Euro kosten, mehr als jede andere deutsche Kulturpräsentation im Ausland bisher, und Außenminister Westerwelle eröffnete sie am heutigen Freitag persönlich. „Die Ausstellung ist weder laut noch plakativ. Daraus aber den Schluss zu ziehen, sie wäre unpolitisch, geht fehl“, betonte Westerwelle zur Eröffnung. „Die Freiheit der Kunst ist die schönste Tochter der Freiheit.“ Die Freiheit der Kunst sei auch Gradmesser für die Menschlichkeit einer Gesellschaft. Sollte die Kultur da nicht auf exemplarisch originäre Weise die tieferen Antriebe des Westens sichtbar machen können, auch und gerade, wenn er auf der universalen Geltung von Demokratie und Menschenrechten besteht? * h9 h% o& f- c' G8 O' E) L0 a6 m- G" x5 ^3 o" ~4 } ^; c9 q
! Z8 V1 X! `8 d+ @: UDer Logik der Bilder entlang ' U- W. j. v$ o7 t- G m5 z 2 j" X! r6 @/ H2 ~) a5 |* VDas ist eine bestechende Idee, und deswegen bestanden die Generaldirektoren der Staatlichen Museen zu Berlin, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München, aus deren Sammlungen die Schau zusammengestellt wurde, auch von vornherein darauf, dass es sich um keine politische und auch keine kulturhistorische Präsentation handele, sondern um eine Kunstausstellung, die aus der Eigenlogik der Bilder heraus evident machen soll, was für Europa an der Aufklärung bis heute so wichtig ist. Es ist der Höhepunkt der zahlreichen Kooperationen, die zumal der Dresdner Generaldirektor Martin Roth seit Jahren mit chinesischen Museen eingegangen ist und die neben Ausstellungen etwa von Gerhard Richter oder von höfischer Kunst auch einen Austausch von Kuratoren und Restauratoren umfasst. ( P$ Y3 R0 _/ X9 | T8 [0 }3 S% A3 C/ J* X5 j
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Das Problem ist nur: Es gibt in der Kunstgeschichte bekanntlich gar nicht die Gattung einer „Kunst der Aufklärung“, und dies aus Gründen, die in der Ausstellung leider nur zu plausibel werden. Welche Leitmotive der Epoche dort auch immer bebildert werden, ihr Geschichtsbewusstsein oder ihr Exotismus, ihre Wissenskultur oder ihr neuer Begriff von Öffentlichkeit – fast nie gibt sich der Umbruch in den Formen der Kunst selbst zu erkennen. Die Schau unternimmt auch gar nicht erst den Versuch, Übergänge und Abgrenzungen etwa zwischen Rokoko, Klassizismus oder Romantik in ihrer Beziehung zur Aufklärungspublizistik herauszuarbeiten. Die Stile gehen wild durcheinander, und die Anordnung der gut 450 Exponate gehorcht allein thematischen Kriterien.1 e* E# q: I- f
Mit kantscher Maxime0 b, Y3 c! Y/ D! h5 B
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/ l8 R9 [9 K/ Q/ C& M ! P0 D9 n' E5 rSo bekommt der Besucher einen durchaus instruktiven, mit großer kuratorischer Sorgfalt und Seriosität aufbereiteten Eindruck, wie die neuen Ideen im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert auf unterschiedliche Lebenswelten in Europa zurückwirkten. Mit Watteau wirft er einen Blick darauf, wie sich die höfische Gesellschaft im Freien ergeht; mit Desmarées guckt er einem Künstler ins durch Bürgertugend geläuterte Auge; mit Gottlieb Schick sieht er eine junge Frau, die in den Farben der Trikolore gekleidet ist, selbstbewusst in freier Landschaft sitzen; auf Stichen erkennt er das Erdbeben von Lissabon, das die Epoche erschütterte; mit Piranesi betritt er die Folterkerker des Unterbewussten; mit Caspar David Friedrich entdeckt er die Natur. Man sollte nicht denken, dass all dies für chinesische Besucher uninteressant wäre. Es gibt in den großstädtischen Mittelschichten mittlerweile ein rasch wachsendes Kunstpublikum, das jede der seltenen Gelegenheiten, Originale aus dem Ausland zu sehen, begierig wahrnimmt und das mittlerweile auch informiert genug ist, um sich in Details vertiefen zu können. s; ^: V: ?0 c- m7 [! k$ A3 }. v6 T ~2 E% X* ~7 t4 c6 ~. s
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# P* R, r5 S9 K: N5 w- ]# sDoch so viel Anschauungsmaterial die ausgestellte Kunst über die kulturgeschichtlichen Auswirkungen der Aufklärung gibt, so wenig verrät sie bemerkenswerterweise über die Aufklärung selbst. „Vertrauen wir uns selbst, sehen wir alles mit unseren eigenen Augen“, „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ – die beiden bekannten Programmsätze sind in der Vorhalle in Podeste eingraviert, auf denen die Büsten ihrer Autoren Voltaire und Kant stehen. Die Kunst selbst aber, die man da sieht, hat für das grundstürzend Neue dieser Sätze keinen eigenen Stil gefunden. Und in der Ausstellung werden auch nicht die Kämpfe sichtbar, denen die Zuspitzungen der Zeit abgerungen wurden, weder die Polemik gegen die römische Kirche noch die Revolution gegen die absolute Monarchie.3 g$ l: `, S( [- b# P
Ein Begriff, der nicht wandert ' h4 X) k3 A( a, F- r4 Y9 S" K; |0 s
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; l' x' l- b0 I$ s4 I' n# cSo liegt etwas eigentümlich Beschauliches über dieser Epochendarstellung. Das liegt nicht zuletzt an einer konzeptionellen Unentschiedenheit: Sollte eine kulturgeschichtliche Epoche dargestellt werden oder die Entwicklung einer Idee über die Zeiten hinweg oder, wie behauptet, die Zeit in der Kunst? Die Undeutlichkeit macht sich vor allem im letzten Saal bemerkbar, wo Bilder des zwanzigsten Jahrhunderts von Warhol bis Neo Rauch ziemlich wahllos die fortdauernde Aktualität der Aufklärung demonstrieren sollen. & A) q! m& Z- ?8 ?; n4 }3 v0 R$ u9 X0 _& j7 `/ f2 K
8 x) O2 p6 z# I+ C& I4 L; { 4 Q& T, Z" p+ mWahrscheinlich hätte man, wenn man direkt an der Kunst zeigen wollte, was die Wertschätzung des Individuums und der Rationalismus für Europa bedeuten, andere kunstgeschichtliche Epochen wählen müssen; man hätte auf die Renaissance zurückgehen oder auf die Abstraktion und die Konzeptkunst vorgreifen können. Der Begriff „Aufklärung“ dagegen, auf dessen Signalkraft man da so offensichtlich spekuliert, verspricht mehr, als er in der Kunst halten kann. Und insbesondere der verführerische Beigeschmack von Subversivität, den er trotz aller gegenteiligen offiziellen Beteuerungen in der deutschen Öffentlichkeit natürlich besitzt, wenn man ihn auf China anwendet, geht von falschen Voraussetzungen aus.+ c' @, s- }4 c* y+ s. g. g) `! ?
Der Standpunkt des amtlichen China- n4 G/ X3 f: ^" G; `# R
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0 l( q+ d. B% v ]6 B„Aufklärung“ ist für die kommunistische Propaganda ein vertrautes, positiv besetztes Wort, weil es eine der Schlüsselvokabeln der antikonfuzianischen „4. Mai-Bewegung“ von 1919 war, aus der die Partei hervorgegangen ist. Auch nachdem der Begriff in den achtziger Jahren zu einem Leitmotto der Parteikritik wurde und später eine Aufklärungskritik im Sinne Foucaults oder Horkheimer/Adornos Popularität erlangte, ist das offizielle Wohlwollen geblieben. ]. `# w8 {( w8 X
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- O2 a4 h: t! T8 t0 @# X @% ^ / {- X% g4 |& a; w" Y( X }Es ist daher eine gute Idee, die Ausstellung während ihrer langen einjährigen Laufzeit durch ein Diskursprogramm zu begleiten, bei dem sich deutsche und chinesische Intellektuelle über ihre unterschiedlichen historischen Erfahrungen und ihre wechselseitigen Erwartungen verständigen können. Einer der Berater dieses auf deutscher Seite von der Mercator-Stiftung verantworteten Programms ist der Münchner Schriftsteller und Sinologe Tilman Spengler. Dass die chinesischen Behörden Spengler nun die Einreise zur Ausstellungseröffnung verweigerten – offenbar wegen einer Rede auf den inhaftierten Nobelpreisträger Liu Xiaobo –, demonstriert auf groteske Weise, wie vollständig das amtliche China die Kultur der Aufklärung von den Forderungen nach individuellen Rechten und Meinungsfreiheit zu trennen vermag, die in Europa aus ihr hervorgingen. Die kulturpolitische Abkürzung zu universell geltenden Werten ist noch nicht gefunden.