% }7 H' h5 w9 f, s( @+ WFünfzig Millionen Blogger soll es in China geben. Im Internet kämpfen gerade Nationalisten und Universalisten um die Deutungshoheit über die japanische# K: t4 S6 w! T1 h& D( B9 S2 p
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Katastrophe 3 s: I6 r) K7 b" b6 \+ \" g1 b) H3 f
Japans Katastrophe4 {# z% p6 w0 x; r5 o
Hat der Nachbar das verdient?* T! Y- l: p* k5 _& H
' |; Q+ B# w5 d$ e6 ]7 v- |7 ?Die Reaktionen in China auf die japanische Katastrophe zeigen einen Riss, der das Land durchzieht. Universalisten und Nationalisten bekämpfen sich im Internet, die offizielle Berichterstattung ist hingegen von starkem Mitgefühl geprägt.4 m" z4 r* P' {9 a8 V2 l* N% m
, R* [: C$ e/ f8 Q& t+ _$ n! S2 v7 `16. März 2011 Die japanische Katastrophe hat in China zum offenen Ausbruch des schon lange schwelenden Konflikts zwischen Universalisten und Nationalisten geführt. Während die einen erklären, dass vor der Natur alle Menschen gleich sind und die Japaner daher das Mitgefühl aller verdienen, wollen die anderen ihre Landsleute vor allem auf ihr Chinesisch-Sein verpflichten und rufen in Anbetracht der japanischen Kriegsgreuel zu fortdauerndem Hass auf; das Erdbeben bezeichnen sie als eine „Strafe des Himmels“.' Q- z `% r7 S
/ o) m# E' O2 s- t& d- [Das chinesische Internet ist auch bei anderen Gelegenheiten ein Tummelplatz chauvinistischer Ressentiments. Diesmal aber treffen diese auf heftigen, hochemotionalen Widerspruch; selten stoßen die beiden Lager, deren jeweilige Größe innerhalb der chinesischen Gesellschaft schwer abzuschätzen ist, so direkt aufeinander. & G y4 s% M# G- w7 `# C- p$ l4 j - L( Q1 {& ?5 t8 ?' i1 Z4 `0 E( JDie „zornige Jugend““愤青”, wie man die Nationalisten im Internet nennt, hält sich selbst Aufrichtigkeit zugute und wirft den „Humanitaristen“ Heuchelei vor. Argwöhnisch fragt sie sich, weshalb die japanische Katastrophe unter Chinesen so viel mehr Aufmerksamkeit findet als das kurz zuvor stattgefundene Erdbeben in der chinesischen Provinz Yunnan. Das Argument, dass dieses Erdbeben viel kleiner war (5,8 auf der Richterskala), lässt sie nicht gelten; in Wahrheit stecke dahinter, dass die chinesische Mikroblogger-Szene von den Werten jener „Eliten“ beherrscht sei, die sowohl für Amerika und Japan als auch für Demokratie seien. $ a9 \1 l: r2 W, Z4 u$ nBewunderung für Japans Besonnenheit . n% r3 `) N: z+ K% H4 L: e- R* V4 f% J6 W% C
Dies aber sei eine sträfliche Geschichtsvergessenheit: „Man kann nicht erwarten, dass ein Wolf plötzlich ein Hund wird, nur weil er dreißig Jahre nicht gebissen hat.“ In Wirklichkeit, so lautet einer der nationalistischen Kernsätze, habe sich „der Krieg nie von uns entfernt“. Die „zornige Jugend“ äußert daher unverhohlene Schadenfreude und mahnt: „Wenn das eigene Volk noch in Bitternis lebt, sollte man auf internationale humanitäre Einsätze verzichten.“ : G0 a! t$ ~: X! s) h* g& o1 ~9 i: H% W" E! J0 A3 i
Die „Partei des Mitleidens und Betens“, wie die Universalisten im Internet genannt werden, führt solche Einstellungen auf eine tief in die chinesische Gesellschaft eingedrungene Verkommenheit zurück: „Die größte Tragödie in diesem Land ist, dass das korrupte System ein so desaströses Erbe hervorgebracht hat; der nationalistische Populismus hat zu einem Verlust von Menschlichkeit und Moralität geführt, zur Dunkelheit im Herzen des Volks.“ Die „patriotischen feuchten Träume“ der letzten Tage, schreibt ein anderer, hätten demonstriert, wie wichtig moralische Erziehung sei. Wenn man auch Naturkatastrophen als politische Ereignisse begreife, gebe es in keinem Land der Erde mehr Menschen, die man schlechthin als gut bezeichnen könne, und „jeder verdient es zu sterben“. 3 i0 [1 {% ^3 J; o # ^( y$ T% U+ L( h, _6 nAuf viel Bewunderung stößt die Besonnenheit, mit der Japan bisher auf die Katastrophe reagiert, und zahlreiche Blogger sprechen davon, dass sich da ein weit höherer Grad an „Zivilität“ als in China zeige. Eine überwältigende Menge von Eintragungen mahnt zur „Ehrfurcht vor der Erde“ und zu Mitgefühl, statt sich weiter zu beschimpfen. Besonders vehement äußert sich eine Chinesin, die aus der Erdbebenzone evakuiert werden konnte, über jene, die Japaner „nicht für Menschen“ halten. Sie berichtet, dass sie noch nie so viel Leid gesehen habe wie in diesen Tagen und dass sich die Japaner vor allem um sie, die Chinesin, gekümmert und sie überall vorgelassen hätten.6 _, A/ n/ O* v: M9 o6 d
Kaum Problembewusstsein gegenüber der Kernenergie% T! |! t/ E2 b% @1 X" ]- `
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Auch die offizielle Medienberichterstattung war von Anfang an von starkem Mitgefühl für Japan geprägt. Freilich war noch vor kurzem bei einem Souveränitätskonflikt über eine Inselgruppe im Gelben Meer deutlich geworden, dass die chinesische Regierung auch nicht zögert, das nationalistische Ressentiment im Land zu benutzen, wann immer ihr das geopolitisch opportun erscheint. Der Streit darüber, ob Menschen zuerst als Menschen oder als Angehörige einer bestimmten sozialen Gruppe zählen, dürfte in China also seine Bedeutung behalten. ' e9 |% m- Z. M* P' S3 M4 _ ^# W# ]! P1 q6 v
Vergleichsweise unterentwickelt ist dagegen bisher die Diskussion, inwiefern die japanische Katastrophe auch China berühren könnte. Ein Vertreter der „zornigen Jugend“ munkelt, dass die nun gescheiterten japanischen Nukleartechniken damit zu tun hätten, dass das Land im Geheimen Atomraketen herstellen wolle; er fragt sich, warum Japan nicht schon längst stärker auf Wasser- und Windenergie umgestellt habe. Die Frage stellt er in Bezug auf China nicht. Nicht einmal die ungerührte Ankündigung der Regierung, gerade jetzt weitere Atomkraftwerke bauen zu wollen, hat zu größeren Debatten geführt. 8 D7 B( J: r1 `5 K+ K# G5 k3 [ / H" A) j" f0 TDas Problembewusstsein gegenüber der Kernenergie ist in China noch kaum ausgebildet. Nur die Versicherung von chinesischen Experten, das Austreten der Radioaktivität in Japan werde keinen Einfluss auf China haben, hat manche Leute im Internet alarmiert: Wenn chinesische Experten schon so etwas behaupten, dann sei das Schlimmste zu befürchten.