Am 14.03.2008 brachen in Lhasa, Hauptstadt des Autonomen Gebiets Xizang (Tibet), gewalttätige Ausschreitungen aus. Nachrichten darüber breiteten sofort in der ganzen Welt aus. Wie bei jedem unvorhersehbaren Ereignis, wirbelten sofort Wahrheiten und Geruechte durch einander.
Obwohl die chinesische Regierung dummerweise alle ausländischen Journalisten innerhalb einer Woche aus Tibet auswies, gab es doch Berichte westlicher Journalisten und Touristen (z.B. den englischen Journalisten James Miles von "The Economist", den deutschen Journalisten Georg Blume von "DIE ZEIT"). Bedauerlicherweise wurden die Berichte der Augenzeugen einfach ignoriert, filtriert, und in der Flut des anti-chinesischen Kampagne ertrunken.
Sicher betreibt die chinesische Regierung Propaganda. Betreibt der Westen keine Propaganda? Oh, doch!
Im Geschrei der sogenannten Mainstream-Medien schien der Westen doch nur noch darauf zu warten, dass die chinesischen Sicherheitskräfte den prügelnden Mob blutig niederschlagen würden. Womit die westlichen Medien nicht gerechnet hatten, war, dass die chinesischen Sicherheitskräfte sich überraschend zurückhielten. Das anscheinend vorbereitete Drehbuch wurde damit unbrauchbar. Nur dadurch kann erklärt werden, warum die gesamten westlichen Medien das Kunstwerk fertig brachten, falsche Bilder anzubieten: prügelnde nepalesische Polizisten wurden als chinesische auszugeben, rettende Sanitäter wurden schwer bewaffnete Sicherheitskräfte, vom Mob angegriffene Lastwagen wurden durch Zuschneiden Zivilisten angreifende Lastwagen...
Nachdem diese Manipulationen von Internetnutzern entlarvt worden waren, gab es seitens der westlichen Medienlandschaft kaum Bedauern oder Berichtigungen. Nur einige wenige Medienanstalten wie FAZ oder N-TV haben unauffällig in einer Ecke ihre Fehler eingestanden. Doch das, was die Medien durch ihre fehlerhaften Berichte an Einfluss und Auswirkung verursachten, kann dadurch nicht wiedergutgemacht werden.
Das von den Medien produzierte Szenarium der „blutigen Niederschlagung des gerechten Aufstandes“ bleibt im Gedächtnis der Menschen hängen.
Die falsche Meldung zuerst reißerisch herausposaunen, um nachher ein ganz leises Bedauern zu murmeln – ist das nicht der alt bewährte Trick der medialen Stimmungsmacher?
2. Zwei Themen und eine falsche Schlussfolgerung – Kommt ein neuer Kalter Krieg ?
Was am 14. März in Lhasa geschah, ist jetzt allmählich deutlich erkennbar geworden. Zugleich ist eine andere Wandlung vollzogen: Was in Lhasa wirklich geschah, interessiert die Medien und die Bevölkerung im Westen gar nicht mehr. Man interessiert sich jetzt für “Menschenrechte in Tibet“, „Free Tibet“ und „Boykott der Olympischen Spiele“.
"Gewalt am 14. März in Lhasa" und" Free Tibet", das sind zwei verschiedene Themen. Obwohl das erste Thema allmählich deutlich erkennbar geworden ist, ist die oeffentliche Meinung zum zweiten Thema gefuehrt worden. Das ist weder rechtens, noch logisch.
Trotzdem, eine solche Wandlung ist schon vollzogen, durch die Irreführung.
Durch unverantwortliche Medien und auch mancher Politiker ist die Tibet-Diskussion, beigemischt mit vorhandenen antikommunistischen Ressentiments und Denkmuster aus der Zeit des Kalten Krieges, schon längst rassistische Hysterie geworden. Ein neuer Kalter Krieg ist eigentlich schon im Gange: Der von der grünen Politikerin Antje Vollmer genannte mentale Krieg hat zwar das scheinheilige Feigenblatt Demokratie und Menschenrechte, ist im Grunde genommen aber die neue Auflage der alten Angst vor der „gelben Gefahr“. Wenn es behauptet wird, dass die Chinesen unsere Arbeit wegnähmen, dass chinesische Studenten „gelbe Spionen“ seien, hören wir nicht das alte Klagelied gegen die Juden?
3. Westliche Politiker sind mitverantwortlich
Einst sagte ein britische Außenminister, mehr als die Hälfte der Probleme der Welt gehören zum Erbe des britischen Empires, so die Spaltung von Indien und Pakistan, der Konflikt in Kaschmir, das Palästina-Problem, das Hongkong-Problem usw., so auch das Tibet-Problem.
Mehr als 60 Jahre nach dem Opiumkrieg führte der Engländer Francis Younghusband im August 1904 eine sogenannte Expedition in Tibet und besetzte Lhasa. Dort gab es damals nicht nur britische Spionen, sondern auch russische und japanische. Tibet, das war einer der Spielbälle waehrend der "Great Game" zwischen Großbritannien und dem Zaren-Russland in einer Kette: Vom Mittleren Osten über Persien bis Afghanistan und Tibet. Dalai Lama musste nicht nur einen britischen Berater bei sich haben, sondern auch einen russischen. Da begann Großbritannien, wie anders wo auch, pro-britische Kräfte unter den Adligen heranzuzüchten. Diese Kräfte waren es, die 1947 den der Zentralregierung nahstehende Regenten Reting Rinpoche umbrachten, den sogenannten Aufstand 1959 anzettelten und später in der Exilregierung die wichtigste Rolle spielen.
Die Geschichte der Bestrebung zu Unabhängigkeit Tibets ist eine Geschichte der britisch-indischen Einmischung in die chinesische Innenpolitik. Tibeter sind damit bloß ein Spielball der antichinesischen Kräfte.
Auf dieser historischen Weltkarte sagen die Briten selber, sie beanspruchen Tibet und das Zuflussgebiet Yangtse als ihren Einflusssphären zugehörig.
Auch heute lebt die tibetische Unabhängigkeitsbestrebung von westlicher Unterstützung sogar Anstiftung .
Wir koennen nicht vergessen, die tibetischen Guerilla-Krieger wurden bis tief in die 70er Jahre von der CIA mit militärischer Ausbildung und Finanzmitteln unterstützt.
Wir koennen nicht vergessen, die Unruhe 1987 in Lhasa brach einige Tage nach dem Auftreten Dalai Lamas vor dem US-Kongress aus.
Wir koennen nicht vergessen, die Unruhe in diesem Jahr brach aus vor dem Hintergrund des Empfangs Dalai Lamas im Kanzleramt durch Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Preisverleih an Dalai Lama durch den US-Kongress im letzten Jahr.
Es ist keine Übertreibung zu sagen, die Anstiftung durch manche westlichen Politiker (besonders aus Deutschland und USA) ist eine der direkten Ursachen der blutigen Unruhe in Lhasa in diesem Jahr !
Bei der jüngsten Tibet-Krise spielt die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung, die sich weitgehend aus staatlichen Mitteln finanziert, eine entscheidende Rolle. (Siehe: german-foreign-policy.com)
Jetzt, wo der tatsächlichen Ablauf der Gewalttaten am 14.März in Lhasa allmählich klar geworden ist, behauptet der CDU-Politiker Hans-Gert Pöttering, der EU-Palamentspräsident, Täter und Opfer dürften nicht durch Propaganda gewechselt zu werden! Damit macht er Gewalttäter zum Opfer.
Jetzt will der Bundestagspräsident Norbert Lammert auch im nächsten Monat Dalai Lama empfangen. Damit gießt er Öl ins Feuer. Wie kann mann nicht erzürnt sein?
4. Was du selbst nicht willst, so tue es keinem anderen an (Konfuzius)
Wogegen wir jetzt protestieren, sind nicht die Tibeter in China, weder die Exiltibeter noch die westliche Bevölkerung. Wogegen wir protestieren, sind manche Medien, die antichinesische Lügen- und rassistische Hetzpropaganda betreiben und manche westlichen Politiker, die Menschenleben anderswo in Kauf nehmen, nur um hierzulande Wählerstimmen zu gewinnen.
Die Bundeskanzlerin Merkel meint, Menschenrechte seien keine inneren Angelegenheiten irgendeines Landes. Wir stimmen ihr zu. Doch die Richten düerfen nicht nur in deine Hande monopolisiert werden.Und der von ihr befürwortete Irak-Krieg belehrt uns auch: Ohne staatliche Souveränität gibt es keine Menschenrechte!
Die Lerne der Europa Geschicht zeigt uns, der Gott steht weder bei Papst noch Martin Luther.
Die „Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderes Landes“ ist ein Grundstein für internationale Beziehung, den die Europäer selbst gelegt haben. Wenn andere Länder ethnische Konflikte innerhalb der EU schüren und anstiften würden, wie würden sich die Europäer fühlen? Hat Korsika kein Recht auf Unabhängigkeit? Haben die Sorben kein Recht auf einen eigenen Staat? Wie verfährt man in Europa mit den Basken?
Chinas friedliche Entwicklung hat keinen Handel von schwarzen Sklaven gebraucht, auch kein Inka-Gold und keine Kolonie in Übersee (Bertrand Russel).
Natürlich ist China nicht perfekt, natürlich sind nicht mit allem zufrieden, was in China passiert. Konstruktive Kritiken heißen wir willkommen, doch wir brauchen keinen Lehrmeister, der alles besser wissen will.
Mit unserer Protestaktion wollen wir unsere Trauer um getötete Tibeter- und Han-Chinesen , und unsere Empörung über unverantwortliche Medien und Politiker zum Ausdruck bringen.
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Teil 2 Tibeter in Tibet sind Mitglieder unserer Familie
Sicher hat China Menschenrechtsprobleme. Durch ueber 20 Jahre wirtschaftliche Entwicklung und Turbokapitalismus ist die Kluft zwischen Arm und Reich sowie zwischen den Regionen immer größer geworden. Regional ist es schon zu vielen Aufständen gekommen, worüber die westlichen Medien wenig berichtet haben. Doch das sind soziale Probleme, keine Probleme zwischen unterschiedlichen Ethnien. Sie bekommen dann eine ethnische Abfärbung, wenn sie in Gebieten mit unterschiedlichen Volksgruppen wie Tibet zu offenen Konflikten führen.
Hat sich jemand gefragt, ob man das sogenannte Tibet-Problem mit den Problem der Indianer in den USA vergleichen soll?
Die Beziehung zwischen Han- und Tibet-Chinesen hat eine wechselvolle Geschichte von mehr 1500 Jahren. Da gab es Kriege und auch Verbrüderung. Tibetische Armee hat einst die alte Hauptstadt des chinesischen Kaiserreichs erobert und Soldaten des Kaisers stationierten auch in Lhasa. Unter der Mongolen-Herrschaft während der Yuan-Dynastie stand Tibet unter der Herrschaft des chinesischen Kaisers und im Jahr 1728 wurde Tibet vollständig ins chinesische Kaiserreich integriert. Zu diesem Zeitpunkt gehörte das gesamte Territorium der späteren USA noch vollständig den Indianern.
Von Anfang der 50er Jahre bis heute ist die durchschnittliche Lebenserwartung der Tibeter von 35,5 Jahren auf 67 Jahre gestiegen, die Einwohnerzahl von rund 1 Million auf 2,73 Millionen (davon mehr als 90% ethnische Tibeter) angestiegen (im gleichen Zeitraum ist die gesamte Anzahl der ethnischen Tibeter in ganz China von 2 Millionen auf 6 Millionen angestiegen, während die gesamte Bevölkerung Chinas von 0.45 auf 1,3 Milliarden gewachsen ist). Als die USA im Jahr 1789 gegründet wurden, besaßen die Indianer noch 90% des Territoriums, und 100 Jahre später (1890) durften die Indianer nur noch in Reservaten leben, die nicht einmal 1% des Territoriums ausmachen, und ihre Zahl sank um mehr als 90%. Wenn es vom Völkermord die Rede ist, dann muss schon gefragt werden: Wer veranstaltete wirklich einen Völkermord?
Kann man dann von einem „kulturellen Völkermord“ in Tibet sprechen?Tatsache ist: Die tibetische Sprache und Schrift wurden nie und werden auch nicht verboten, weder in Schule noch in Radio und Fehrsehen, genauso wie den Han-Chinesen nie verboten ist, Mandarin zu sprechen und chinesische Schrift zu benutzen. Das Verbot beschränkt sich lediglich auf systemstürzende Schriften. Das selbe Verbot gilt fuer Tibeter und Han gleichermaßen.
Im Gegenteil zum alten Tibet, wo eine Theokratie herrschte,wo mehr als 90% der Tibeter Analphabeten waren, wo selbst in den Klöstern nicht alle Mönche lesen und schreiben lernen durften, stehen heute in Tibet viele Schulen. Selbst Kinder von Nomaden können, wenn die Eltern wollen, mit staatlicher Unterstützung in Internaten untergebracht werden. Zugleich genießen die ethnischen Minderheiten mehr Privilegien und staatliche Bevorzugungen, z.B. in bezug auf Familienplanung und AufnahmePruefung für Hochschulen und Universitäten.
Es stimmt, dass der Handel in Tibet zum großen Teil in Händen von Han-Chinesen liegt. Genauso liegt der Handel aber auch in ganz Südostasien zum großen Teil in Händen von Geschäftsleute chinesischer Abstammung. Doch in Tibet besitzen Tibeter weiterhin Land und Boden und sind immer noch Herr im eigenen Haus. Sie haben nicht wie die Indianer in den USA in Reservaten zu leben, auch nicht 99% ihres Landes abzugeben.
Gelegentlich wird bemängelt, dass Han-Chinesen in Lhasa für die gleiche Arbeit das Doppelte verdienen wie ein Tibeter. Das ist möglich. Doch in Beijing oder in Shanghai kann ein Deutscher das Zehnfacher wie ein Chinese bekommen. Das ist eine wirtschaftliche Frage und hat mit Diskriminierung nichts zu tun. Von einer „wirtschaftlichen Invasion“ kann schon gar keine Rede sein.
Wenn Touristen nach Lhasa kommen, werden sie feststellen, der Stadtkern steht im Vergleich zu Beijing oder Shanghai in nichts nach. Dabei muss man auch wissen: Die Ausgaben im Haushalt des Autonomen Gebiets Tibet kommen zu 90% von der Zentralregierung. .
Kann man von Sinisierung oder Überfremdung der Tibeter sprechen? Dann wäre es korrekter, von Verwestlichung der Chinesen zu sprechen. Wo sind die Zöpfe und lange Robe der chinesischen Männer vor 100 Jahren geblieben? Sie sind verschwunden, nach einer Bewegung "Neue Kultur" im 1919 unter europäischem Einfluss, einer Epoche, die vergleichbar war wie die europäische Aufklärung.
Genauso tragen junge Tibeter heutzutage Jeans und westliche Anzüge und gehen in Diskotheken. Das ist Ergebnis eher der globalen Europäisierung und Amerikanisierung als einer angeblichen Sinisierung.
Sowohl Han als auch Tibeter sind Chinesen, wie die anderen mehr als 50 Ethnien auch. Tibeter und sein eigene Kultur, eine Volksgruppe mit einer 1500jährigen Geschichte und 6 Millionen Menschen, werden nicht aussterben. Eher werden sie, wie Han-Chinesen und viele andere Volksgruppen auch, im Zuge der Globalisierung verwestlicht.
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V.i.s.d.p , XXX作者: allerdings 时间: 2008-7-6 11:42