Den Kontinent verwechselt 23.01.2007 6 E* h9 ?* y5 [* r6 i* i1 N& w$ O , S6 M* F9 B7 |; T/ p4 Z" x, [/ aTobias Gutt nach Abenteuertour zur Freundin wieder daheim in Treuenbrietzen 0 N1 D/ `0 H) \" Z$ w" L9 d
TREUENBRIETZEN Er ist wieder da. Wohlbehalten und diesmal auf direktem Weg ist Tobias Gutt in der Nacht zu gestern wieder in Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) angekommen. Das ist nicht so selbstverständlich. Denn kurz vor Weihnachten hatte sich der 21-Jährige unfreiwillig auf eine Reise begeben, die er wohl nie vergessen wird.2 B) t$ W, s9 o# z, m
4 i! ], R9 j( u# M
Es war sein erster Flug überhaupt, und es sollte ein ganz besonderer werden. Ein schlichter Fehler beim Tippen auf der Computertastatur sorgte dafür, dass er auf eine Liebesreise um die Welt ging. Eigentlich wollte er nur seine Freundin Laura Henkel (19) aus Treuenbrietzen in Sydney treffen. Als sie sich im Sommer nach bestandenem Abitur nach Australien aufgemacht hatte, versprach ihr Freund spontan, sie Weihnachten dort zu besuchen. * |8 @' g y" M7 @# d 5 Y# z1 G$ t2 `9 e7 @7 sDoch nach einem mehrstündigen Flug von Berlin über Frankfurt am Main und Portland im USA-Bundesstaat Oregon war Tobias Gutt kurz vor Heilig Abend nicht wie eigentlich geplant in Sydney, Australien, sondern in Sidney, USA, gelandet. Kein Buchungsfehler, sondern einfach nur Schusseligkeit brachte dem inzwischen von Boulevard-Zeitungen und -Fernsehmagazinen zum "größten Reisetollpatsch Deutschlands" gemachten Sabinchenstädter diese Reise auf den Spuren Jules Vernes ein, die er in 25 Tagen absolvierte. 9 t. X5 ^2 s; g9 B0 p4 z6 Y
* W3 \& E- h5 i3 Z1 l. U& K8 R
Den Flug hatte der Versicherungskaufmannslehrling Monate vorher über das Internet gebucht und dabei statt einem "y" ein "i" getippt. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich, allerdings erst auf der Reise, herausstellen sollte. Denn zwischen Sidney und Sydney liegen nicht nur 13 000 Kilometer und mehrere Kontinente, sondern im Winter auch 30 Grad Temperaturunterschied. $ }+ T1 z3 y# f( |1 g( Z
0 O% S4 X0 h2 n8 {. l) P. L' ]
Erst als der Fluggast – ausgestattet für einen vierwöchigen Urlaub im hochsommerlichen Sydney – mit Strickjacke und kurzer Hose im winterlichen Montana gelandet war, kam ihm die Route spanisch vor. Denn ins verschneite Billings war er schon in einer kleinen Propellermaschine geflogen. Über deren Größe habe er sich zwar gewundert, aber keine Schlussfolgerungen gezogen. Als man ihn aber mit einem weiteren Mini-Flieger ins Bergbau-Nest Sidney bringen wollten, beschwerte er sich. "Mit dieser Kiste flieg’ ich nicht über den Ozean", war für ihn klar, als der Irrtum offensichtlich wurde. , e& w) \; I6 |! `9 a; e$ o d8 V% C% G
Bis dahin hatte sich der Treuenbrietzener gedacht, dass "man ja auch über Amerika nach Australien fliegen kann". Das ging letztlich auch. Freilich mit drei Tagen Verspätung, nachdem seine Geschwister von zu Hause aus den Flug über Denver und Los Angeles nach Australien neu gebucht hatten und dafür wieder die väterliche Kreditkarte belasten mussten. Ihr Bruder war nur mit einer EC-Karte und ohne US-Dollar in der Tasche aufgebrochen. Den wohlgemeinten Rat seiner Großmutter Ursula, "für mögliche Zwischenfälle", lieber auch warme Sachen mitzunehmen, "hat er ja locker abgelehnt", erinnerte Ursula Fiedler gleich bei der Wiedersehensfeier. , I, |- g- }' o7 K) [
4 K3 h3 Z# U* L6 d8 S% ]% N, KSo folgten der Fehllandung frostige Tage ohne richtigen Schlaf auf verschiedenen Flughäfen in den USA. "Ich bin von Schalter zu Schalter und habe stundenlang telefoniert, um dort irgendwie wieder wegzukommen". 6 Q- D# A2 l1 _( E: F' K: y t. A' r8 o- N: E# ~# ~
Doch waren "die Amerikaner super hilfsbereit", erzählt Tobias Gutt, der nun umgehend eine große Anzahl Dankes-E-mails absenden möchte. So besorgte ihm jemand kostenlos ein Hotelzimmer, in dem er wenigstens eine Nacht ruhen konnte. Auch gab es Einladungen, den Heiligen Abend in einer fremden Familie zu verbringen. * m2 K1 m2 f9 D- @. K ) @: m, @9 k* }: k/ @ 7 l% W% A1 P$ b5 y3 TGerührt vom Schicksal des Deutschen auf Abwegen legten sich auch die Mitarbeiter diverser Fluggesellschaften mächtig ins Zeug und versuchten zu organisieren, was trotz Hochbetriebs zur Weihnachtszeit noch machbar war: "Der Junge flog auf falschem Weg, bitte akzeptiert das Ticket und bringt ihn heim", schrieb einer in Englisch aufs Ticket als Hinweis für andere Kollegen./ s, |" I% o- P) b: o. Y& q S) R8 ?
, M* J) W/ P7 q! E, x1 l( ^Ein Rückflug von Denver nach Frankfurt/Main war auf diese Weise dann schon organisiert, als von daheim die gute Nachricht kam, dass nunmehr ein neuer Flug von Los Angeles nach Sydney, Australien, gebucht worden war. Dort kam Tobias Gutt schließlich drei Tage später als geplant, "geschafft, aber glücklich" an und konnte endlich seine Laura in die Arme schließen. ; Z0 y2 [5 o+ W4 c0 _+ S4 l6 w8 f8 a& @4 ?. _& K
Während der verlorene Sohn tausende Kilometer entfernt scheinbar endlose Stunden frierend auf Flughäfen verbrachte, lief daheim nicht nur das Umbuchen der Tickets. Um das plötzliche Defizit in der Kasse der sechsköpfigen Familie auszugleichen, ging bei der traditionellen Zusammenkunft mit Freunden, Nachbarn und Bekannten am Heiligen Abend sogleich auch eine spontan von Tobias’ Schwester Marie Christin gebastelte Spendenbox herum. Diese machte auch anderswo die Runde. Letztlich kamen allein dadurch mehr als 600 Euro zusammen. % `0 |9 I) q) V( |9 T, ~( K0 z" A, U0 U. f% B7 W3 T, G( ?" Z, V
Zudem suchte die Familie den Weg in die Öffentlichkeit. Einem Boulevardblatt verkaufte der in die Irre Gereiste als "Leserreporter" Fotos vom Happyend seiner Reise um die Welt. Auch Filmaufnahmen vom Urlaub in Australien und Berichte in Internetforen machten weltweit die Runde. $ {5 C4 T$ N6 q' V2 R 5 I/ `& s [+ W! Q0 Q W"Schließlich hatten wir ja plötzlich was auf die Reihe zu bringen für Tobi", begründete Vater Hartmut Gutt (48) den Entschluss, auch vor Fernsehkameras zu treten. So gab es auch vor der endgültigen Heimkehr nach Treuenbrietzen für den Weltreisenden noch den Umweg von Frankfurt in ein ZDF-Studio in Hamburg. Die Talkshow brachte ein Honorar und als Überraschung immerhin auch ein geschenktes Ticket für eine erneute Reise zur Freundin nach Australien. 6 K+ i0 D# m+ b5 x4 s 8 t4 J8 d( M' D( J& uDie 19-Jährige, die sich seit einem halben Jahr einen Kindheitstraum erfüllt und den südlichen Kontinent mit Reisen und Arbeiten erkundet, hatte tapfer in Sydney auf ihren Freund gewartet. Ein Surf-Kurs war bereits als Weihnachtsüberraschung gebucht. "Eigentlich sollte Tobi am 23. landen – da rief er plötzlich an und sagte, dass er ganz woanders sei", sagte sie der MAZ. "Ich hab’ das erst für einen üblen Witz gehalten, an Tobias Stimme aber schnell gemerkt, dass es ernst ist". , q( D9 _, F0 I2 v
5 }& X) U3 C9 v1 U& t. FInzwischen jedoch hat das Paar am anderen Ende der Welt unbeschwerte Tage erlebt und ist nebenbei durch einige Fernsehinterviews gar zu einer gewissen Berühmtheit gelangt. "Das war aber dann schon nervig, als immer wieder das Handy klingelte und irgendwelche Leute Interviews und Fotos wollten", erzählt die Treuenbrietzenerin fern der Heimat. "Das hat einige Urlaubstage gekostet". Als der Akku irgendwann leer war, "haben wir das Handy nicht mehr geladen und endlich ungestörte Tage verlebt". 8 m/ E9 B( d4 r! A; p J- R8 s; B) \) n! ?7 E( H
Seit Dienstagabend nun ist Tobias Gutt wieder wohlbehalten in der Heimat. Den Rückweg nahm er ohne Umweg auf der üblichen Route über Asien. Auch vor einer nächsten Buchung im Internet schreckt er nicht zurück. Dann freilich will ihm die Familie besser auf die Finger schauen. Denn "diese Aktion war schon grob fahrlässig", sagt sein Vater, der seinem Sohn nach der herzlichen Begrüßung vor laufender Fernsehkamera gleich noch eine "ernsthafte Auswertung" der Geschehnisse verordnet hat. 7 u; x/ s8 g1 }4 O; S1 ^, Z% V1 o$ p. N, }( i
Für den Junior indes zählt die "wunderbare Zeit mit Laura. Sie hat unserer Beziehung gut getan und uns zusammengeschmiedet", sagt der unfreiwillige Weltreisende, der sich zunächst auf ein ordentliches Schwarzbrot und ein Weizenbier gefreut hatte.( I. V; V s% @" ]/ j: d3 z% z: o6 p
5 z. Z& p+ C) p- k
Auch für seine Mutter, Sabine Gutt (46), kann nun wieder eine "ruhigere Zeit" beginnen. Denn die Wochen seit Weihnachten waren nicht zuletzt durch zahlreiche Interviews von sehr viel Aufregung und wenig Schlaf geprägt. % ?! b/ h% l7 q5 b/ |9 E! Y& a' i5 O% u6 u7 o
$ Q$ j7 a/ Z l" T* a3 t- @* s 7 D) ~8 T `2 a & ]* ^8 Z) p* B d X- b* K $ C, }" {; [1 ~9 q0 v
& o, b- i1 c" Y# Q: U% a3 |& e9 n3 ^Sabine und Hartmut Gutt konnten in der Nacht zum Mittwoch, dem17. Januar, ihren Sohn Tobias wieder in Treuenbrietzen empfangen. Foto: MAZ/ Thomas Wachs
29. Dezember 2006# z# Y. w: `1 G* O$ \- D
& i9 v( i6 J: I, R9 ]& }; B
Ungewollte Weltreise wegen eines TippfehlersNach Australien fliegen wollte er, der Auszubildende Tobias Gutt aus Brandenburg - und dort seine Freundin Laura besuchen. Doch dann kam alles anders. Dem 21-Jährigen unterlief bei der Buchung im Internet ein folgenreicher Fehler, berichtete die "Bild"-Zeitung. Statt "Sydney" tippte er "Sidney" ein. Die kleine Verwechslung von "y" und "i" stellte sich als entscheidender Unterschied heraus. Zwischen beiden Städten liegen mehrere Kontinente und 30 Grad Temperaturunterschied. Sydney und Sidney sind 13.000 Kilometer voneinander entfernt. * M/ `/ c; \" f* eAuf der Buchungsbestätigung habe zwar der fettgedruckte Hinweis auf das Zielland "USA" gestanden, doch der Brandenburger dachte sich laut "Bild", dass "man auch über Amerika nach Australien fliegen" könne.1 v' s5 g( P0 @
2 [8 \7 B0 r! ]( W2 @6 B# K% Y- x) j; P4 n
"Ich habe fürchterlich gefroren"Seine Route führte ihn von Treuenbrietzen nach Berlin, von Berlin nach Frankfurt. Von dort nach Portland in den USA. Er flog in einer kleinen Propellermaschine über die Städte Missoula und Helena weiter nach Billings in den verschneiten Bergen von Montana. Er habe sich gewundert, dass die Maschine, die ihn - wie er dachte - nach Australien bringen würde, so klein war. Doch habe er sich nicht getraut, etwas zu sagen, so Gutt in der "Bild".. U% K& x7 j3 z b+ Q/ S
"Ich habe fürchterlich gefroren. Schließlich hatte ich nur eine Strickjacke mit." Aber erst, als man ihn mit einer weiteren Mini-Maschine ins Bergbau-Nest Sidney bringen wollten, beschwerte er sich.. _, e8 V7 ]; d, B. P1 ?
Sammeln für den verlorenen SohnIm fernen australischen Sydney wartete derweil die 19-jährige Laura: "Eigentlich sollte Tobi um 20 Uhr landen - da rief er plötzlich an und sagte, dass er ganz woanders sei. Ich war so enttäuscht, dass ich die Weihnachtsdeko zerstört habe", sagte sie der "Bild". # W3 d. @' e$ IDie Familie des ungewollt USA-Reisenden war besorgt. Hatte der 21-Jährige doch weder warme Kleidung noch ausreichend Geld dabei. Flugs wurde bei Nachbarn und Freunden gesammelt. "600 Euro sind zusammengekommen", sagte seine Mutter. Tobias Gutt kaufte sich ein weiteres Ticket und flog von Billings über Denver nach Los Angeles - und von dort endlich nach Australien.. @* m5 I+ s4 C# S* j% u
Mitte Januar geht es für ihn wieder zurück nach Treuenbrietzen. Trotz der gerade hinter sich gebrachten Odyssee traut er sich: "Ich buche wieder im Internet."