逃学者也不见得就是坏学生
Montag 24. Oktober 2005
«Es fängt sehr früh an»
München (ddp). Viele Schulschwänzer-Karrieren beginnen bereits direkt nach der Grundschule. Gut zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen, die in Deutschland regelmäßig dem Unterricht fernbleiben, haben schon vor ihrem zwölften Lebensjahr mit dem Schwänzen begonnen. Das ist das Ergebnis der Studie «Man nennt sie ´Schulschwänzer´ des Deutschen Jugendinstituts (DJI), die am Montag in München vorgestellt wurde. «Es fängt sehr früh an. Wenn man etwas tun will, muss man auch entsprechend früh intervenieren», betonte Studienleiter Frank Braun. Die Schulen reagierten auf das Problem häufig allerdings noch «hilflos».
Bei 60 Prozent der Schwänzer startet «der Ausstieg aus der Schule» zwischen dem 12. und dem 14. Lebensjahr, erklärte Braun. Schon bei den ersten Fehlzeiten müsse gehandelt werden, da ansonsten Wissenslücken entstünden, die die Motivation immer weiter schwächten, und die Kinder schließlich zu «Schulverweigerer» würden. Dabei seien alle Beteiligten gefordert, Eltern, Lehrer und Schüler. »Polizeieinsätze und Bußgelder können höchstens eine Ergänzung sein", sagte Andrea Michel vom DJI. Bundesweite Zahlen, wie viele Schüler regelmäßig schwänzen, gebe es nicht.
«Es fängt sehr früh an»
Der Studie zufolge verlassen jährlich zehn Prozent eines Altersjahrgangs die Schule ohne Schulabschluss. Unter den Abbrechern sind überdurchschnittlich viele Schulverweigerer aus Haupt- und Förderschulen, aus einem sozial problematischen Umfeld und aus Migranten-Familien. Der Anteil von Mädchen und Jungen ist bei den Schwänzern dagegen etwa gleich groß.
Anders als frühere Untersuchungen kommt die DJI-Studie nicht zu dem Schluss, dass Schulschwänzer besonders oft kriminell werden. Die Rate sei hier mit 33 Prozent ebenso hoch wie in der Altersgruppe insgesamt, sagte Braun.
In den Schulen wird oft noch mit Sanktionen auf das Problem reagiert. So sei ein Viertel der befragten Schwänzer durch Nichtbeachtung bestraft worden, 16 Prozent wurden zusätzlich vom Unterricht ausgeschlossen. «Auf das Problem wurde hier geantwortet, indem man ein neues Problem geschaffen hat», kritisierte Braun.
Als Reaktion auf das Schwänzen schlugen 8 Prozent der Eltern ihr Kind, 17 Prozent kürzten das Taschengeld und 29 Prozent verhängten Hausarrest. Viele suchten aber auch selbst nach Problemlösungen: Sie lernten mit dem Kind (17 Prozent), nahmen Kontakt mit der Schule auf (53 Prozent) und brachten ihr Kind in einem Förderprojekt unter (41 Prozent).
Derartige Projekte der Jugendsozialarbeit erwiesen sich als äußerst vielversprechend, betonten die Forscher. Auch harte Schulverweigerer bekämen dadurch wieder Freude am Lernen, sagte Wissenschaftlerin Elke Schreiber.
Die Auslöser und Gründe für das Wegbleiben vom Unterricht sind vielfältig: Sie reichen von Konflikten mit Lehrern und Mitschülern über Leistungsprobleme bis hin zu familiären Krisen.
Für die Studie waren in zwei Schritten zunächst 300 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren befragt worden, die über längere Zeit die Schule geschwänzt hatten. Zudem gaben 4000 Hauptschulabsolventen zu ihren Bildungs- und Berufszielen Auskunft.